Anoushiravan Mohseni: Da ich die Geschichte weitestgehend selbst erlebt habe, dachte ich, dass ich diese Rolle am besten spielen kann (lacht). Ich möchte, dass vor allem jugendliche Zuschauer daraus lernen können. Ich bin auch als Integrationsbotschafter tätig und gehe in Schulen, um mit den jungen Leuten zu reden. Ich versuche ihnen die Botschaft zu vermitteln: Ihr könnt es schaffen und man muss keine krummen Wege gehen, um das zu erreichen, was man will. Mit Ehrlichkeit und Anstand schafft man das besser.
Im Film wird Reza von zwei Frauen gerettet. Von seiner Mutter, die das Risiko der Flucht auf sich genommen hat – und später von einer jungen Frau, die ihn mit ihrer Liebe ins anständige Leben holt. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?
Alma Hasun: In Filmen wird oft der Satz ausgesprochen: „Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht.“ Das klingt vielleicht ein bisschen kitschig, aber es ist ja auch wirklich möglich. Und dabei spielt fast immer die Liebe eine große Rolle.
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In Österreich ringen wir um den richtigen Umgang mit Menschen, die von Kriegen und Diktatoren – oder auch vom Wunsch nach einem besseren Leben nach Europa getrieben werden. Dabei ist immer wieder von der Notwendigkeit einer richtigen Integration die Rede. Wie sollte die Ihrer Meinung nach aussehen?
Mohseni: Ich glaube, man muss auf diese Menschen zugehen. Ich habe selbst erlebt, dass man hierherkommt und neue Freunde finden will. Stattdessen stößt man auf Ablehnung und Distanz. In der Folge entstehen oft Clans und Parallelgesellschaften und für manche eben auch der Absturz in die Kriminalität. Besser wäre es, wenn die österreichische Gesellschaft auf diese Menschen zugehen und ihnen vermitteln könnte: Macht Deutschkurse, lernt die Sprache und den Lebensstil kennen und dann werdet ihr Freunde finden und hoffentlich auch Arbeit. Wenn wir die Migranten auffordern, sich an die österreichische Lebensweise anzupassen, dann muss hierzulande auch die Bereitschaft bestehen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie in die Gesellschaft aufzunehmen.
Der Umgang zwischen Männern, die aus einem muslimischen Land zugereist sind, und österreichischen Frauen ist oft von Missverständnissen geprägt. Frauen, die fremden Männern offen begegnen, werden oft als zu locker und unmoralisch gedeutet. Wie war das bei Ihnen?
Mohseni: Meine Mutter hat mich von Anfang an dazu erzogen, Frauen mit Respekt zu begegnen. Sie selbst ist immer sehr vehement für Frauenrechte eingetreten. Deshalb war es mir immer wichtig, Frauen meinen Respekt zu zeigen.
Viele junge Männer, die als Migranten nach Europa kommen, hoffen als Fußballer, als Rockstar oder vielleicht auch als Filmstar Karriere zu machen. War das bei Ihnen auch so?
Mohseni: Meine Familie wollte immer, dass ich Arzt werde. Alle Perser wollen, dass ihre Söhne und Töchter Ärzte werden. Und wenn das nicht klappt, dann hoffen die Eltern auf einen Musiker oder eine Musikerin. Eine Professur an irgendeiner Universität hebt auch das Ansehen innerhalb der eigenen Familie. Schauspieler zu werden geht gerade noch. Glücklicherweise ist mein Bruder Arzt. (lacht)
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