Eine abgetrennte Hand und Horror bei AppleTV+: Neues zum Streamen
Man möchte es kaum für möglich halten, wie sehr man mit der Zeichnung eines abgetrennten Körperteils mitfühlen kann. Doch in diesem Animationsfilm tut man genau das. Das aus Frankreich stammende Drama "Ich habe meinen Körper verloren" (Original: "J'ai perdu mon corps") ist ab heute (Freitag) bei Netflix verfügbar. AppleTV+ versucht sich indes mit "Servant" im Horror-Genre. Die wichtigsten Film- und Serienstarts der Woche bei Netflix, Amazon & Co im Überblick.
Die Neuvorstellungen der Woche: "Ich habe meinen Körper verloren"
Eine sauber abgeschnittene Hand flüchtet darin aus einem Labor und begibt sich auf die Suche nach ihrem Besitzer. Wie sie von ihrem Körper getrennt wurde, erfährt man zunächst nicht. Doch ihre Reise hält sogleich einige Gefahren bereit. So wird das Zusammentreffen mit einer Taube zum Kampf um Leben und Tod, ebenso wie ein Angriff aggressiver Ratten in einem U-Bahn-Schacht. Ein ander Mal gibt es eine berührende Begegnung mit einem Baby, für das die Hand den zu Boden gefallenen Schnuller wieder aufhebt. Ihre Emotionen werden dabei geschickt über die Positionierung der Finger dargestellt.
Parallel zu diesem Erzählstrang lernt man den Besitzer der Hand kennen, als diese noch unversehrt war. Es ist der junge Naoufel. Rückblenden zeigen Eindrücke aus seiner unbeschwerten Kindheit in Marokko, als er noch davon träumte, Pianist und Astronaut zu werden – beides gleichzeitig. Doch von seinen Vorstellungen muss er sich bald verabschieden. Nach einem tragischen Autounfall, bei dem beide Eltern sterben, kommt Naoufel nach Paris. Dort wächst er in ärmlichen Verhältnissen bei seinem herrischen Onkel auf, jobbt als Pizzabote und ist frustriert.
Eines Tages lernt er bei einer seiner Lieferfahrten die sympathische Gabrielle kennen. Die beiden unterhalten sich zunächst nur über die Gegensprechanlage, doch durch die Begegnung schöpft Naoufel neuen Mut.
Nicht nur die Hand will ihren Körper finden, auch Naoufel versucht, wieder eins mit sich zu werden und seine Traumata zu überwinden. Dass der Film trotz tieftrauriger Momente etwas so Magisches an sich hat, dürfte wohl auch an einem der beiden Drehbuchautoren liegen: Guillaume Laurant hat bereits an „Die fabelhafte Welt der Amelie“ mitgeschrieben, „Ich habe meinen Körper verloren“ beruht auf einem seiner Romane.
Die fast eineinhalb Stunden des liebevoll animierten Films (der heuer u. a. bei den Festspielen in Cannes ausgezeichnet wurde) vergehen wie im Flug.
"Ich habe meinen Körper verloren": Animationsfilm. F, 2019. Von Jérémy Clapin.
Ab 29. November bei Netflix verfügbar.
"Servant"
Auf den ersten Blick hat „Servant“ alles, was eine gute Grusel-Serie braucht: Verstörende Geigenmusik, ein schweigsames Mädchen mit langen dunklen Haaren und ein großes, über mehrere Etagen gehendes Haus.
„Servant“, seit dieser Woche bei AppleTV+, beginnt am ersten Arbeitstag der jungen Leanne (Nell Tiger Free). Sie fängt als Babysitterin für Baby Jericho an, damit Mutter Dorothy (Lauren Ambrose) wieder arbeiten kann. Dafür zieht Leanne ins Haus der Familie Turner. Dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht, verrät das übermäßig breite Grinsen der Mutter jedoch sofort.
Einen ersten Schockmoment gibt es gleich zu Beginn, als Vater Sean ( Toby Kebbell) den Säugling an einem Bein hängend aus dem Gitterbett hebt und dabei dessen Kopf an die Kante stoßen lässt. Das Baby, so erklärt Sean dem Kindermädchen, ist eigentlich eine lebensecht wirkende Puppe. Der echte Jericho sei wenige Monate nach der Geburt verstorben, der Ersatz sei die einzige Möglichkeit gewesen, die verstörte Mutter wieder in die Normalität zurückzuholen.
Zu Seans großer Verwunderung behandelt Leanne die Puppe aber auch wie ein echtes Baby, wenn seine Frau außer Haus ist. Auch, dass die Neue im Haus überall Kreuze aufhängt und betet, ist Sean nicht ganz geheuer.
Schwager Julian ( Rupert Grint, Ron aus „Harry Potter“) will sich erst mal nur an das neue Kindermädchen ranmachen. Doch auf einmal liegt ein Baby aus Fleisch und Blut im Gitterbett.
Dass hier viel Geld geflossen ist, sieht man der Serie an. Wirklich neu erscheinen die Horror-Elemente aber nicht. Drei Episoden sind bei AppleTV+ bereits verfügbar, die erste kann man gratis und auch ohne Testabo sehen.
"Servant": USA 2019. Von Tony Basgallop. Mit Toby Kebbell, Lauren Ambrose, Rupert Grint.
Ab 28. November bei AppleTV+.
Was sonst noch läuft: "The Irishman"
Mafiafilm: Vor wenigen Wochen startete Martin Scorseses Gangster-Epos in den heimischen Kinos, nun ist der rund drei Stunden dauernde Thriller auch bei Netflix verfügbar. Robert De Niro gibt darin einen alternden Mafioso. Der KURIER berichtet zum Kinostart, die ganze Kritik können Sie hier nachlesen.
Ab 27. November bei Netflix.
"The Report"
Thriller: Beruhend auf wahren Begebenheiten: Der idealistische Angestellte Daniel (Adam Driver) soll Verhaftungen und Vernehmungen der CIA prüfen, die nach dem 11. September stattfanden. Dabei entdeckt er Dinge, die der Geheimdienst lieber vor der Öffentlichkeit verschwiegen hätte.
Ab 29. November bei Amazon Prime Video.
"Hudson & Rex"
Crime-Serie: Die kanadische Neuauflage des österreichischen „Kommissar Rex“ läuft seit dieser Woche bei TNT Serie (via Sky). Ermittelt wird im schönen Neufundland, gleich in der ersten Folge geht es um eine Geiselnahme. Mehr dazu können Sie hier lesen.
Ab 26. November bei TNT Serie.
"Arctic Dogs"
Animationsfilm für Kinder: Der Bösewicht Otto von Walross will die Arktis schmelzen. Der Fuchs Swifty will das verhindern und trommelt seine Freunde zusammen, um den Planeten zu retten.
Ab 29. November bei Netflix.
Nicht fündig geworden? Vielleicht ist ja bei den Neustarts der Vorwoche was dabei.
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