Zwei Monate lang ging er „täglich in diesen einen Raum“, in dem „in nur 90 Minuten 15 Männer an einem Tisch gesessen sind und das besprochen haben. Und es ging nicht darum, ob sie es tun, sondern nur, wie sie es organisieren. “
Diese 90 Minuten werden in Echtzeit dargestellt – „das war für mich auch eine neue filmische Erfahrung“, sagt Hochmair. Und in diesen zwei Monaten (plus zwei Monate Vorbereitungszeit) diesen Menschen darzustellen, „das war eine verstörende Reise, auf die ich mich begeben habe, auf einen ganz dunklen Planeten – ein Horrortrip“.
Wie kommt man von dem wieder runter? „Man muss Methoden entwickeln, diese schlimmen Gedanken nach dem Dreh wieder abzuschütteln“, sagt Hochmair. „Für mich war Sport ein Schlüssel dazu. Ich bin immer mit dem Fahrrad zum Studio gefahren oder sogar gelaufen, um auch eine physische Trennung, eine Distanz zwischen der Situation im Studio und meiner privaten Zeit zu schaffen.“
Er habe „wie ein Forscher in diesen Charakter hineingeschaut. Es bleibt aber trotz allem ein Rätsel, wie es überhaupt dazu kommen konnte“, sagt Hochmair. „Das ist für mich nicht zu beantworten. Die Sitzung am Wannsee vom 20. Jänner 1942 wird hier unkommentiert gezeigt. Es ist ein Film aus der Täterperspektive.“
Der Film bildet jene unheimliche Eigenartigkeit der Nationalsozialisten ab, die Banalität des Bösen: Abseits der Uniformen und der furchtbaren Thematik läuft die Konferenz ab wie eine bessere Vorstandssitzung eines mittelständischen Unternehmens – mit unterschwelligen Hierarchiekämpfen, wechselnden Loyalitäten und „mit anschließendem Frühstück“ (wie es in der Einladung vorgesehen war). „Ich finde den Ansatz richtig: die Nazis nicht als polternde Horde zu zeigen. So zeigen wir dem Zuseher unkommentiert, wie es gewesen sein könnte.“ Immer wieder werden die furchtbarsten Dinge formuliert – für’s Protokoll. „Es ist nur ein Sachprotokoll dieser Sitzung erhalten“, sagt Hochmair. „Der Film ist ein Versuch, das Geschehene möglichst authentisch, unter Beibeziehung von Historikern, abzubilden.“
Das Resultat ist ein packendes Kammerspiel, das einen entscheidenden Moment der Geschichte erlebbar macht – „der Film adressiert alle“, betont Hochmair. „Und ich will den Zuschauern Mut machen, ihn anzuschauen. Man sieht hier keine blutrünstigen Szenen. Man erlebt eigentlich ,nur’, was dort beschlossen wurde. Es ist wahrhaft unvorstellbar, dass Menschen so Barbarisches, Grauenhaftes und Abstoßendes gedacht und entschieden haben.“
Hochmair nimmt derzeit selbst Abschied von den „Vorstadtweibern“ – die Serie, „mit der ich in Österreich bekannt wurde“. Die Serie, deren letzte Staffel nun montags zu sehen ist, sei „ein brillantes Aushängeschild für Österreich“ und einzigartig in der Fernsehlandschaft: „Jeder in der Serie ist böse! Sogar die Kinder und die Oma sind nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht – das ist wirklich witzig und setzte neue Maßstäbe.“ Verrät er, wie es ausgeht? „Nein“, lacht Hochmair. „Ich habe das Finale selbst noch nicht gesehen.“
Und er ist mit tollen Projekten auf den Bühnen zu sehen. Wie es denen in der Pandemie geht? „2-G-Plus, und mit Masken im Zuschauerraum zu sitzen, ist absolut notwendig! Aber ich hoffe, dass wir die Leichtigkeit und Freiheit des Theaters trotzdem erhalten und erlebbar machen können!“
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