Dem neuen Fall „Treibgut“ sieht man freilich die Corona-Zeit nicht an, es tummeln sich nun eben Statisten in der Getreidegasse. Sie habe allgemein die Beobachtung gemacht, „dass sich alles wieder zu einer Normalität umkehrt, die vorher da war. Erschreckend ist, dass überhaupt kein politisches Umdenken stattgefunden hat.“
Und der Zug könnte längst abgefahren sein, meint sie. „Salzburg, Hallstatt, all diese Orte haben so eine Popularität, dass die Menschen das unbedingt sehen wollen. Die wollen auch ihr Selfie dort machen. Bei Drehpausen stelle ich immer wieder fest: Da geht es nur ums Foto und die Reise an sich wird wahrscheinlich erst zu Hause, wenn man sich die Bilder am Computer anschaut, wirklich gemacht.“
Fanny Krausz ist in Wien aufgewachsen und lebt derzeit auch dort, mit Salzburg pflegt sie eine langjährige Beziehung. Im Alter von zehn Jahren hatte sie dort ihre ersten Dreharbeiten, für das Biopic „Marlene“ über die Dietrich. Nach Ferienbesuchen im Salzkammergut wurde Salzburg schließlich ab 2015 zum Teilzeit-Arbeitsort. „Zusammengerechnet hab ich fast zwei Jahre in der Stadt verbracht, natürlich baut man sich da auch was auf“, sagt Krausz. In Salzburg werde sie immer wieder auf ihre Rolle angesprochen, in Wien kaum.
Den Pinzgauer Dialekt ihrer Filmfigur hatte sie sich rasch angeeignet. Eine Freundin, die aus dem Pinzgau kommt, berichtete von einer Bekannten, die nach dem ersten Teil meinte: „He, das klingt ja voll komisch, wenn eine Pinzgauerin versucht, Hochdeutsch zu reden!“ Krausz lachend: „Das war eigentlich das beste Kompliment.“
Die TV-Reihe bietet zwar herkömmliche Krimiunterhaltung, wartet aber immer wieder mit Überraschungen auf. Begonnen hat alles mit einem Ermittler im Rollstuhl, was mittlerweile kaum mehr auffällt. Auch sonst wird Diversität groß geschrieben. Im aktuellen Fall gibt es ein unerwartetes homosexuelles Coming out, das in der Landespolitik für Irritationen sorgt. Krausz: „Eigentlich sollte das wirklich kein Thema mehr sein, ist es aber leider noch. Deshalb ist jedes Format, das solche Dinge thematisiert, wesentlich. Das muss ankommen in der Gesellschaft.“
Angekommen ist in Salzburg nun auch, dass eine Buhlschaft im „Jedermann“ gängige Geschlechterrollen aufbrechen kann. Verena Altenberger erreicht das mit ihrer Optik und ihrem Auftreten in den sozialen Medien.
„Ich finde, sie sieht wahnsinnig gut aus mit kurzen Haaren. Dabei hat sie das ja für eine andere Rolle gemacht. Vielleicht war es ein Zufall, der einfach so hat sein sollen und mit ihr die beste Besetzung gefunden hat, um das in die Öffentlichkeit zu tragen. Wer da dagegen ist, muss vielleicht eher selbst in den Spiegel schauen und sich fragen, was das Problem ist.“
Ihre eigene Filmrolle beschreibt sie so: „Am Anfang war sie eher weibliches Beiwerk unter lauter Männern, mittlerweile kann sie denen auf Augenhöhe begegnen.“
Dabei hat der Name Russmeyer eine augenzwinkernde sexistische Herkunft: Es ist eine Anspielung auf den Regisseur von Sexploitation-Filmen wie „Die Satansweiber von Tittfield“, Russ Meyer.
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