"Die Ringe der Macht": Was kommt nach Masked Sauron Mittelerde?
Die laut inoffiziellen Angaben teuerste Serienstaffel aller Zeiten ist beendet. Die Fantasy-Welt steht noch, aber das „Herr der Ringe“-Prequel "Die Ringe der Macht" hat doch rege Fan-Diskussionen ausgelöst. Das ist zumindest eines der Ziele, die Amazon-Gründer Jeff Bezos mit dem Megaprojekt erreichen wollte.
Aber wie gut kam die erste Staffel an?
Auf der Filmbewertungsseite Rotten Tomatoes ergibt sich ein zwiespältiges Bild. Bei den ausgewerteten Kritiken zählte man immerhin 85 Prozent positive Urteile, beim Publikum aber lediglich 39 Prozent. Das kann Bezos nicht gefallen.
Und was sagt dazu der KURIER?
Die Staffel ließ sich in der ersten Hälfte viel Zeit, um das Werkel im Zweiten Zeitalter von Mittelerde in Gang zu setzen. Einige wurden ungeduldig. Aber schließlich sollte man zu den vielen Charakteren auch Freundschaft schließen können. In Folge 6 ging es dann richtig zur Sache. Die Númenórer ritten – begleitet von Galadriel (Morfydd Clark ist das pulsierende Herz der Serie) – in den Südlanden ein, um den gegen das wiedererstarkte Böse kämpfenden Einwohnern zu Hilfe zu eilen. Wir erlebten dennoch die spektakuläre Geburt Mordors – jenes Schattenreichs, das zur Heimat der mit sonnenempfindlicher Haut ausgestatteten Orks wird. Dies überzeugend zu erzählen, ist den Machern gelungen. Endlich entstand auch ein Schlachtengemälde – mit apokalyptischen Bildern wie nach einer Nuklearkatastrophe.
Wer entpuppte sich in Folge 8 als Sauron?
Staffel 1 entwickelte sich zur Suche nach Masked Sauron Mittelerde. Dass der Bösling andere Formen annehmen konnte, steht auch bei Tolkien. Ein Anwärter im Vorfeld war Joseph Mawle, er spielt den Schurken Adar, der den Orks der Südlande eine Vaterfigur ist.
In Folge 1 fiel dann beim Dorf der Harfüße ein Fremder (Daniel Weyman) vom Himmel, umkränzt von kalten Flammen. Sehr mysteriös.
Ebenfalls im Spiel war Halbrand (Charlie Vickers), der Galadriel aus dem Teilenden Meer zog. Bei Fans uncharmant als „Aragorn light“ bezeichnet, fiel beim Königsspross der Brotberuf Schmied ins Auge. Zu offensichtlich? Es sind ja noch ein paar nicht unwesentliche Ringe zu schmieden.
Als ein Trailer dann einen bösen Okkultisten (Bridie Sisson) mit bösem Blick und Eminem-Frisur zeigte, der einen üblen Feuerzauber drauf hat, war die Theorie „Slim Shady Sauron“ geboren.
Die gelegten Finten waren dann ausreichend, die Auflösung ergab Sinn, holte Sauron ins Irdische und geschah nicht völlig aus dem Blauen heraus.
Welches war das beste Paar?
Der Elbe Arondir (Ismael Cruz Córdova) und die Menschenfrau Bronwyn (Nazanin Boniadi) sind das romantische Paar Marke "verbotene Liebe". Aber viel Zeit haben sie nicht, diese zu zelebrieren, denn in den Südlanden wird es ja rasch ungemütlich. Galadriel und Halbrand hätten bei ihrer Wartezeit auf der Insel Númenór zwar mehr Zeit, sich Liebesdingen zu widmen, aber der Funke scheint nicht überzuspringen. Typ "unmögliche Liebe".
Die charmanteste Paarung bilden auf jeden Fall der Halbelbe Elrond (Robert Aramayo) und der Zwergenprinz Durin IV. (Owain Arthur). Sie zelebrieren ihre schwierige Freundschaft von Beginn an. Durins Frau, Prinzessin Disa (Sophia Nomvete), muss hin und wieder vermitteln. Und als Durin an der Starrköpfigkeit seines Vaters Durin III. (Peter Mullan) scheitert, scheint das Schicksal der Elben in Mittelerde besiegelt. Der alte Knauserer will seine tief in Khazad-dûm lagernden, seltenen Erze nicht hergeben. Dabei könnten diese den Elben das Überleben sichern. Tragikomisch. Hat noch viel Potenzial.
Wie soll es in der zweiten Staffel weitergehen?
Zentrale Kritik der Tolkien-Fans ist das starke Abweichen vom Kanon mit neuen Figuren. Die Showrunner Patrick McKay und John D. Payne sagten nun im Hollywood Reporter an deren Adresse: Es werde bei Staffel 2 (voraussichtlich nicht vor 2024) „viele geben, die sagen werden: Das ist die Geschichte, auf die wir in Staffel 1 gehofft haben.“
Die titelgebenden Ringe der Macht sollen jedenfalls ab nun eine größere Rolle spielen.
Und Sauron? Der könne nun „einfach Sauron“ sein, „böse, aber komplex böse. Wie Walter White und Tony Soprano.“
Jetzt reicht’s aber mit dem Irdischen.
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