Der Neue im Altaussee-Krimi: "Löwingerbühne mit Krimihandlung"
Rund um den schmucken Altausseer See ist die Todesrate vor einigen Jahren drastisch angestiegen – zumindest im literarischen Bereich, als Herbert Dutzler 2013 seinen ersten Altaussee-Krimi veröffentlichte. Seit 2019 werden die Fälle des tollpatschigen Dorfpolizisten Franz Gasperlmaier auch im Fernsehen verarbeitet. Als ServusTV mit Regisseur und Drehbuchautor Julian Pölsler die Krimireihe startete, fuhr der Privatsender damit gute Quoten ein.
Auf den zweiten Fall folgte zunächst ein Bruch. Statt der Film AG produziert nun Coop99 – und es musste ein neuer Hauptdarsteller gefunden werden. Im KURIER-Interview erzählt Johannes Silberschneider, dass die Anfrage von Pölsler „sehr unvermutet gekommen“ sei. „Ich dachte, die Hauptfigur ist ja schon weg und da wird wie üblich eine weitere Kleinrolle daherkommen. Bei denen konnte ich mir aber nicht vorstellen, welche ich spielen sollte. Julian meinte dann am Telefon: Es geht eh um den Gasperlmaier, und dass Cornelius Obonya das nicht weiter machen wollte.“
Herausforderung
Er habe Obonya auch gefragt, „ob ihm das recht ist, wenn ich das mache, und er hatte keinerlei Bedenken. Ich dachte: Na gut, dann mach’ ich es“, erzählt Silberschneider. Der Steirer sah die Aufgabe „auch als Herausforderung, weil ich nur alle heiligen Zeiten eine Hauptrolle spiele“.
Dass Obonya, wie dieser im KURIER darlegte, aus künstlerischen Gründen ausstieg und außerdem, weil er Teile der Berichterstattung auf ServusTV „nicht mittragen“ wolle, sei ihm nicht bewusst gewesen, meint Silberschneider. „Es interessiert mich auch nicht so. Ich kann es in seinem Fall aber nachvollziehen, wenn er sich in einer Rolle nicht wohlfühlt oder es andere Rahmenbedingungen gibt, die ihm nicht so gefallen. Ich habe das für mich nicht in Betracht gezogen und es wie ein normales Angebot angenommen. Und die Arbeit war super, da kann ich mich nicht beschweren.“
Der 63-Jährige schwärmt etwa von der Arbeit mit Julia Gschnitzer (Gasperlmaiers Schwiegermutter), an deren Seite er seine erste Theaterrolle und später im Salzburger „Jedermann“ spielte .
Hanswurstfigur
Bei der Einordnung der Altaussee-Krimis nimmt sich Silberschneider kein Blatt vor dem Mund. Beim Lesen des Drehbuchs habe er gedacht, „das ist eine Krimikomödie zwischen ,Der Förster vom Silberwald‘ und ,Der Gendarm von Saint-Tropez‘.“ Die Figur des Gasperlmaier findet er „durchaus sympathisch“, sagt er. In dessen Charakter seien „schon viele Ängste, Patschertheiten und soziale Verwirrungsgefühle von mir selbst dabei. Ich sehe ihn als steirische Hanswurstfigur, und er ist auch so verdruckst, wie ich manchmal bin, das hat schon gepasst. Das Ganze hat etwas Volksstückhaftes, ich sehe einen Anklang an die Löwingerbühne, aber mit Kriminalhandlung.“
Gasperlmaier sei „sehr vorsichtig und sozialen Zwängen unterworfen. Er will die Fälle zwar lösen, aber möglichst unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Er geniert sich fast, dass es wieder jemand vom Ort gewesen sein könnte.“
Angesprochen darauf, dass Gasperlmaier wenig Text habe, sagt Silberschneider lachend: „Ich würde eher sagen, er hat fast gar keinen Text. Er ist ganz anders als die Kommissarinnen, die ihm zugeteilt werden. Die haben immer ganz schnell eine Antwort parat, während er noch an seinen Fragen kaut.“
Im Fall „Letzte Bootsfahrt“, in dem es zunächst um den Tod eines lokalen Immobilienmoguls geht, wird ihm die zackige Profilerin Agathe Herzog zur Seite gestellt (neu im Team: Steirer-„Landkrimi“-Aussteigerin Eva Herzig).
KURIER: Herr Silberschneider, Sie haben nun die Rolle des Gasperlmaier in den Altausseer-Krimis übernommen. Wie kam es dazu?
Johannes Silberschneider: Das ist sehr unvermutet gekommen. Julian Pölsler hat mich in Mautern besucht und hat mir das Drehbuch vorgelegt. Ich dachte, die Hauptfigur ist ja schon weg und da wird wie üblich eine weitere Kleinrolle daher kommen. Bei denen konnte ich mir aber nicht vorstellen, welche ich spielen sollte. Julian meinte dann am Telefon: Es geht eh um den Gasperlmaier, und dass Cornelius Obonya das nicht weiter machen wollte.
Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Ich dachte, das ist eine Krimikomödie zwischen "Der Förster vom Silberwald“ und "Der Gendarm von Saint-Tropez“, um in meiner Generation zu bleiben. Ich hab Cornelius Obonya auch gefragt, ob ihm das recht ist, wenn ich das mache, und er hatte keinerlei Bedenken. Ich dachte: Na gut, dann mach ich es. Ich habe es auch als Herausforderung gesehen, weil ich nur alle heiligen Zeiten eine Hauptrolle spiele. Ich bin also eher ein Kurzstreckenläufer, das war vom Arbeitstechnischen her im Vergleich eher ein Marathon.
Es ist nicht das erste Mal, dass Sie einen Polizisten spielen …
Durch mein Alter bin ich ja noch eher die Gendarmerie gewohnt. Mein Großvater war Gendarm. Einige Jahre meines Lebens hab ich in Mautern also neben einem Gendarmerieposten gewohnt. Außerdem hat die beste Freundin meiner Mutter einen Gendarmen geheiratet, die Galerie an Vorbildern war also sehr groß. Und weil sie nach Aussee geheiratet hat, war ich als Kind oft dort. Die Umgebung ist mir also sehr vertraut. Das ist doch eine der unglaublichsten Landschaften, die wir haben.
Kommt Ihnen der verschrobene Charakter des Gasperlmaier entgegen?
Im Charakter dieses Herrn Gasperlmaier, der so unvermutet in mein Leben getreten ist, sind schon viele Ängste, Patschertheiten und soziale Verwirrungsgefühle von mir selbst dabei. Ich sehe ihn als eine steirische Hanswurstfigur und er ist auch so verdruckst, wie ich manchmal bin, das hat schon gepasst. Das ganze hat natürlich etwas Volksstückhaftes, ich sehe einen Anklang an die Löwingerbühne, aber mit Kriminalhandlung. Der Gasperlmaier ist sehr vorsichtig und immer sozialen Zwängen unterworfen. Er tappt halt seinen eigenen Befürchtungen hinterher. Er will die Fälle zwar lösen, aber möglichst unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil es immer um Mitbewohner des Dorfes geht. Man kennt sich halt untereinander. Er geniert sich fast, dass es jemand vom Ort gewesen sein könnte. Ich finde die Figur durchaus sympathisch, obwohl sie patschert und unbeholfen ist.
Cornelius Obonya hat die Rolle zurückgelegt. Die Bücher hätten ihn nicht mehr so überzeugt, sagte er im KURIER, auch die Corona-Berichterstattung des Senders könne er nicht mittragen.
Das habe ich nicht mitbekommen. Es interessiert mich auch nicht so. Ich kann es in seinem Fall aber nachvollziehen, wenn er sich in einer Rolle nicht wohl fühlt oder es andere Rahmenbedingungen gibt, die ihm nicht so gefallen. Ich habe das für mich nicht in Betracht gezogen und es wie ein normales Angebot angenommen. Und die Arbeit war super, da kann ich mich nicht beschweren.
Frauen spielen in den Altaussee-Krimis eine wichtige Rolle. Wobei das Frauenbild teilweise eher antiquiert ist …
Das ist dieser Art von ländlicher Komödie angepasst. Man könnte das sicher moderner formulieren, aber das ist bei diesen Romanen eben nicht der Fall. Da müsste sich auch die ländliche Komödie neu erfinden. Aber die Männer kommen auch nicht so gut weg. Wobei die Frauenrollen alle großartig gespielt sind. Was zum Beispiel die Michaela Rosen da macht, ist unglaublich, das sind alles sehr gute schauspielerische Leistungen.
Mit seiner Schwiegermutter hat der Gasperlmaier oft mehr zu tun als mit seiner Frau …
Das ist ein ländliches Faktum, das oft eintritt. (Lacht)
Wie war es, mit Julia Gschnitzer zu spielen?
Sie war meine erste Bühnenpartnerin, beim Wiener Volkstheater für die Außenbezirke haben wir Anzengruber gespielt, später auch beim Jedermann in Salzburg. Sie ist eine der wunderbarsten Schauspielerinnen, die wir haben. Sie hat so eine bodenständige Ehrlichkeit und Natürlichkeit, die man sich nur durch den eigenen Lebensvollzug erschaffen kann. Das ist für mich schon ein Vorbild. Und ich bin froh, dass ich mit ihr so schöne Szenen habe und dass sie in der Rolle nicht allzu böse ist mit mir. (Lacht)
Viel Text hat der Gasperlmaier ja nicht …
Ich würde eher sagen, er hat fast gar keinen Text. (Lacht) Er ist ganz anders als die Kommissarinnen, die ihm zugeteilt werden. Die haben immer ganz schnell eine Frage oder eine Antwort parat, während er noch an seinen Fragen kaut, weil er sich fragt, was das auslöst. Er kommt aber doch immer auf die richtige Spur, weil er halt die Umstände kennt. Aber er formuliert die Fragen öfter in seinem Hirn, weniger die Antworten. Beim Drehbuchlesen merke ich meistens nach ein paar Sätzen, ob das bei mir gut aufgehoben ist. Beim Gasperlmaier dachte ich mir: Er red’t nicht viel, und was er redet, ist dann Steirisch oder im Ausseer Dialekt, das wird schon passen. Da fällt mir der legendäre ORF-Tonmeister Karl Schlieffellner aus Selzthaö ein, mit dem ich bei einigen Filmen zu tun hatte. Als ich einmal eine Rolle mit ein paar Monologen hatte, sagte er nach zehn Jahren Zusammenarbeit: „Ich hab gar nicht gewusst, dass du auch reden kannst.“
Eva Herzig spielt im dritten Fall so etwas wie einen Gegenpart.
Im Film sind wir wirkliche Gegenparts. Eva ist mir aber sehr vertraut, wir hatten davor schon einige Lesungen miteinander gemacht. Sie hat mich nach einem Ausseer-Krimi-Dreh einmal bis nach Mautern mitfahren lassen, und da sind wir durch drei Regenbogen gefahren. Sie meinte: „Das kann eigentlich nicht schlecht sein.“ Ich: „Klar“.
Sie leben in München, sind aber immer wieder in der Obersteiermark. Wie sehen Sie den Gegensatz zwischen Stadt und Land?
Ohne Land geht es bei mir nicht. Ich würde es nicht aushalten, weil ich am Land sozialisiert worden bin. Obwohl Eisenerz, wo ich in die Mittelschule gegangen bin, damals noch eine Stadt mit 14.000 Einwohnern war. Das war für mich immer eine Art Weltmodell in einer Nussschale. Es hat dort alle sozialen Schichten gegeben, die Kirche, alle politischen Parteien. Ohne Eisenerz gäbe es mich als Schauspieler wohl gar nicht. Das war meine Initiation über Landschaft, Seele und Menschwerdung. Und dann kommt auch noch der Rock’n Roll dazu. Meine erste Band, Johnny Silver & His Clappers. Das Gefühl war: Jetzt fängt das Leben einmal an. (lacht)
Die letzten Jahrzehnte war Eisenerz aber vom wirtschaftlichen Niedergang geprägt.
Es gibt schon noch Leute dort, die wirklich noch etwas bewegen, aber das dünnt halt immer mehr aus. Am Erzberg wird in einem Monat so viel abgebaut wie früher in einem Jahr, aber mit viel weniger Arbeitskräften. Der Berg wird immer flacher, die Schuttmengen immer größer, die Häuser immer leerer. Es sieht aus wie eine museale Landschaft. Ich kenne das alles noch bevölkert und habe eine gewisse Sehnsucht danach. Als ich dort war, es war die Kreisky-Zeit, waren es die besten Wirtschaftsjahre dort. Sie haben die Nordrampe gebaut und man dachte: Jetzt kommt die neue Zeit. Damals konnte sich keiner vorstellen, dass das in dreißig, vierzig Jahren ganz anders aussieht. Es ist trotzdem eine mystische Gegend und ich bin total gern dort. Einerseits gibt es Landschaften wie um den Leopoldsteiner See, andererseits die Industriedenkmäler.
Um zu Gasperlmaier zurückzukommen. Er lebt doch auch in einer vergangenen Welt. Sehen Sie sich selbst auch aus der Zeit gefallen?
Absolut. Vielleicht ist mir das auch deshalb so vertraut. Der Gasperlmaier ist mehr Gendarm als Polizist. Und das Ganze hat mehr mit Volkstheater und Wilderergeschichten zu tun als mit Fernsehkrimis. Ich bin mit diesen Samstagnachmittagsfilmen aufgewachsen, das war halt die österreichische Filmkultur zwischen 1940 und 1960. Ich habe auch in den Siebziger Jahren als 14-Jähriger die Bravo-Hefltln aus meinem Geburtsjahrgang gelesen, die hat mir der Pfarrer von Mautern gecheckt. (Lacht) Ich war halt 14 Jahre zu spät dran, vielleicht auch intellektuell. (Lacht) Kürzlich haben wir mit Bekannten die Schlager der Eltern gesungen, von Freddy Quinn und Lolita bis zu den Bambis. Es ist schon eigenartig alles … aber schön. (Lacht)
Gasperlmaier wird aber auch mit der modernen Welt konfrontiert.
Natürlich gibt es hier modernere Fahrzeuge und auch Thematiken, die früher noch tabuisiert waren. In „Die Letzte Bootsfahrt“ geht es immerhin um Missbrauch in meiner Elterngeneration quasi. Das sind dann halt die moderneren Ansätze des Heimatfilms, aber ansonsten wurden das Personal und die Verstrickungen übernommen.
Es wird dann doch ein kritischer Blick auf das Schweigen auf dem Land geworfen. Haben Sie das selbst auch so erlebt?
Ich hab das auch am eigenen Leib erfahren. Am Land kommen mit jeder sterbenden Generation unbewältigte Themen zum Ausbruch, die die neue Generation gar nicht so kennt, weil es wieder andere Themen gibt. Aber ich zähle mich zur letzten Generation, die noch verknüpft ist mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Anhand unserer Eltern und Großeltern haben wir das noch miterlebt. Das ist wie eine Übertragung. Mein Großvater war in beiden Weltkriegen eingerückt, dazwischen ist er zur Gendarmerie gegangen. Und obwohl mein Großvater überhaupt nicht in schlimme Sachen verstrickt war: Damals gab es noch andere Tabus und Thematiken zu bewältigen, damit das Leben weitergeht.
Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Ich war im Eisenerzer Schülerheim, oder anders gesagt: Wir waren siebzehn Burschen, die im Keller des Mädchengymnasiums untergebracht waren. Der sozialistische Schülerheimleiter hat mich in eine Bühnenspielgruppe hineingedrängt, weil sie Kinderdarsteller brauchten. Zum Abschluss hat er gesagt: „Und du gehörst ins Reinhardt-Seminar.“ Ich, als einer, der als Geistlicher nach Admont gehen wolle, dachte, er meint damit ein Priesterseminar. Daher hab ich gesagt: „Ja, ich wollt’ eh schon immer Pfarrer werden …“ Er hat dann gesagt: „Schauspielschul’, du Trottl.“ Das war mein Berufungssatz. (Lacht) In einer meiner ersten Bühnenrollen, das war mit Julia Gschnitzer im Theater am Steinhof, hab ich dann einen Pfarrer gespielt. Als ich im Stück eine Bäuerin bei der Beichte nicht lossprechen wollte, ist in der ersten Reihe einer aufgesprungen und wollte mich würgen. Er musste von den Inspizienten niedergehalten werden. Da dachte ich: „So a Trottl wärst du geworden, Silberschneider, wenn’st die Menschen nicht kennengelernt hättest. Du hättest vielleicht auch so einen Pfusch gebaut und Menschen das Leben hart gemacht.“ Das Schauspielen hab ich daher dann als Erziehungsmaßnahme für Menschen- und Herzensbildung gesehen.
Und wie sieht es mit der Musik aus? Sie waren kürzlich beim Bühnenabschied von Opus dabei.
Ich habe sie von früher gekannt uns sie haben mich eingeladen, das hab ich natürlich liebend gern gemacht. Was die Musik betrifft, da bin ich Wiederholungstäter. Erwin Steinhauer, mit dem ich auch einmal musikalisch aufgetreten bin, hat damals gesagt: Wenn er die Musik nicht hätte und nicht mit Freunden auftreten und singen könnte, würde ihm das Schauspielen auch nicht mehr taugen. Und das ist bei mir auch so. Im Theater wird immer der Kopf angesprochen und dann sickert das langsam in den Bauch. Musik geht direkt ohne Umwege zum Verbraucher.
Sie haben auch einmal mit Willi Resetarits gesungen?
Das war am Graz Schauspielhaus, ein Lied von Ry Cooder. Ich habe ihn total geschätzt. Schade, dass wir uns so spät kennengelernt haben, ich würde ihn gern unter den Lebenden wissen, weil ich ihn immer sehr bewundert habe.
Wie stehen Sie zum Dialekt?
Beim Reinhardt-Seminar hat Susi Nicoletti zu mir gesagt: Wenn du dir nicht angewöhnst, Hochdeutsch zu sprechen, dann wird das nichts. Ich hab immer gesagt: Frau Professor, die Rolle gibt eh etwas vor. Es reicht doch, wenn ich innerhalb der Rolle diesem Sprachduktus gerecht werde. Aber privat kann ich mich nicht davon trennen. Im Dialekt sind auch Gefühle sozialisiert. Du kannst dich nur an etwas zurückerinnern, wenn es in der Sprache, die du gelernt hast, abgespeichert ist. Theaterrollen hab ich immer als Sprachpartituren empfunden, insbesondere in der österreichischen Theaterliteratur. Das ist wie ein Lied, das es gemeinsam zu musizieren oder zu singen gilt.
Haben Sie beim Gasperlmaier auch versucht, Ausseerisch zu sprechen?
Ja, ich habe schon versucht, dem Ausseerischen gerecht zu werden. Dieser Singsang hat ja fast schon was Oberösterreichisches, mit Verbindung zum Ennstalerischen. Cornelius Obonya hat das auf seine Weise auch total gut gemacht, ich finde ihn überhaupt als Sprecher total wandelbar und vielfältig.
Altaussee gilt ja als Sehnsuchtsort - auch für Sie?
Da spricht Geschichte und Landschaft zu dir, es ist auch so eigenartig, wenn du dich darauf einlässt. Du wirst dann ein Teil davon. Und du kommst auch nicht mehr weg. Altaussee ist ein allgemein-steirischer Sehnsuchtsort. Seit 200 Jahren wird Aussee propagiert als Wiege der Vereinigung des Adels mit dem Bürgertum, durch Erzherzog Johann und Anna Plochl. Viele Plätze werden mit dieser eigenartigen Liebe konnotiert, einer Liebe sowohl zum Land als auch zu einer Frau. Wo die Landschaft und das ganze Umfeld geadelt wurden und die gesamte steirische Geschichte plötzlich einen Wendepunkt erfahren hat. Durch einen Reformer, der das Land und die Leute geliebt hat.
Obwohl Altaussee ausgesprochen bekannt ist, wirkt es touristisch nicht so ausgeschlachtet wie andere Orte.
Der Parkplatz in Altaussee vermittelt zwar am Wochenende oft den Eindruck, dass der Ort überrannt ist, aber das verliert sich alles in diesem Seerundgang. Dort kann man nicht fahren, da muss man gehen. Es ist schon gut, wenn es einen Ort gibt, wo man die letzten Meter noch ehrlich zurücklegen muss.
Berufung
Familiär ist Silberschneider vorgeprägt, sein Großvater war Gendarm in Mautern. Wenngleich er seit Langem in München lebt, sagt er: „Ohne Land geht es bei mir nicht. Ich würde es nicht aushalten, weil ich am Land sozialisiert worden bin.“ Daher ziehe es ihn oft in die obersteirische Heimat. Auch das Ausseerland ist ihm sehr vertraut. „Das ist doch eine der unglaublichsten Landschaften, die wir haben.“
Mit dem Einstieg bei den Altaussee-Krimis wächst offenbar zusammen, was zusammengehört. Dabei hätte Silberschneiders Lebensweg auch woanders hinführen können. Auf sympathisch-selbstironische Art erzählt er von der Gymnasialzeit in Eisenerz. Der Heimleiter habe nach ersten Schulaufführungen gesagt: „Und du gehörst ins Reinhardt-Seminar.“ Silberschneider dachte, damit sei ein Priesterseminar gemeint. „Daher hab ich gesagt: ,Ja, ich wollt’ eh schon immer Pfarrer werden …‘ Er hat dann gesagt: ,Schauspielschul’, du Trottel!‘ – Das war mein Berufungssatz.“ (lacht)
Zur Person
Johannes Silberschneider (geb. 1958 in Mautern, Stmk.) arbeitete zunächst fürs Theater. In TV und Kino folgten viele einprägsame Nebenrollen wie in den Brenner-Krimis („Silentium“), zudem Hauptrollen wie 2002 in Virgil Widrichs „Copy Shop“, der den Kurzfilm-Oscar erhielt, oder in Percy Adlons „Mahler auf der Couch“ (2010). 2012 erhielt er den Großen Diagonale Schauspielpreis.
Dritter Altaussee-Krimi
In „Letzte Bootsfahrt“ wird ein Immobilienmakler ermordet. Die Spur führt in Richtung Schwarzgeld und ins Esoterik-Milieu, doch bald geschehen weitere brutale Morde, die neue Fragen aufwerfen.
Todesfall
Die letzte Bootsfahrt im TV war es für den bayerischen Volksschauspieler Sepp Thalmaier (geb. 1934), der mittlerweile verstorben ist, wie ServusTV bestätigt hat
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