„Das Geld wird in den nächsten Jahren nicht mehr werden“
Das nächste Stiftungsratsplenum, in dem am Donnerstag das ORF-Budget für 2020 beschlossen werden soll, dürfte eher keine vorweihnachtlich gestimmte Wohlfühlsitzung werden. Darauf lässt das Programm des vorangehenden Finanzausschusses schließen. Denn dort werden heute, Montag, anders als üblich nicht nur ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Finanzchef Andreas Nadler den Stiftungsräten Rede und Antwort stehen müssen – alle ORF-Direktoren sind geladen.
„Wir wollen wissen, wie die Direktoren in ihren jeweiligen Bereichen mit den sich abzeichnenden wirtschaftlichen Herausforderungen umgehen werden und welche Schlüsse struktureller Natur sie ziehen, damit darunter das Programm nicht leidet“, sagt Thomas Zach, Vorsitzender des Finanzausschusses und Freundeskreisleiter der türkisen Stiftungsräte.
Neue Realität
Denn „hinsichtlich der Einnahmen und der Finanzierung steht der ORF vor einem Paradigmenwechsel: Das Geld wird in den nächsten Jahren nicht mehr werden. Ich bin nicht sicher, ob schon alle in dieser neuen Realität angekommen sind“, meint Zach.
Tatsächlich ist die Situation für den ORF herausfordernd: Die Werbekonjunktur wird (auch global) für TV-Sender immer schwieriger – Werbeausgaben wandern mehr denn je in die digitale Welt. Dazu kommt das leidige Performance-Problem von ORF1, das vorerst nicht in den Griff zu bekommen ist. Dass das Programmentgelt nur unter der Inflation erhöht wird, schwächt budgetär über Jahre zusätzlich.
Gleichzeitig steigen Konkurrenzdruck und Rechtekosten insbesondere bei quotenstarken Sport-Veranstaltungen und Lizenzen. Darüber hinaus wachsen die Personalkosten trotz laufendem Personalabbau.
Zudem gibt es auch organisatorisch, durch die Konzentration aller Unternehmensteile und Sender im um- und teilweise neugebauten ORF-Zentrum auf dem Küniglberg samt multimedialen Newsroom, ebenfalls noch einige Fragezeichen.
Auch auf die Gefahr hin, dass er sich wiederhole, so sagt Zach: „Für die Programm-Finanzierung braucht es finanzielle Spielräume, die durch Strukturmaßnahmen geschaffen werden müssen. Die Gebührenzahlen wollen innovative Programme und nicht ineffiziente Abläufe finanzieren.“
Antworten gefordert
Einzelne Beispiele im ORF hätten dem Stiftungsrat, der Unternehmensberater ist, gezeigt, wie etwa durch technischen Fortschritt Effizienzsteigerungen möglich waren. Deshalb seien alle Bereiche, nicht nur die Technik, dahingehend zu durchleuchten.
Ein weiteres Thema des Stiftungsrates wird die digitale Weiterentwicklung und Zukunft, das im ORF zur Chefsache erklärt wurde. Allein mit dem Tempo herrscht weiter Unzufriedenheit. Deshalb ging an Wrabetz ein umfänglicher Fragenkatalog. „Wir erwarten Antworten“, deponiert Zach.C. Silber
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