Christa Kummer nach TV-Aus: "Erschreckender Umgang mit Älteren"

Seit Montagnachmittag kommt Christa Kummer nicht mehr zur Ruhe. Auf Ihrer Facebook-Seite reiht sich Kommentar an Kommentar, auch das Telefon steht nicht still. "Die Meldung schlug ein wie eine Bombe", sagt Kummer im Gespräch mit dem KURIER.
Erfreulich sind die Nachrichten nicht: Anfang der Woche wurde bekannt, dass Kummer bereits ab kommender Woche nicht mehr das ORF-Wetter präsentieren wird - und das nach 30 Jahren vor dem TV-Schirm. Tatsächlich ist die 61-Jährige eines der bekanntesten Fernsehgesichter Österreichs, seit 1995 begleitete sie Menschen in den TV-Abend.
Überraschender Abschied
Jetzt kommt ihr Abschied überraschend schnell. Sie selbst blickt mit stolz auf ihre Karriere zurück: "Ich bin dankbar, dass ich mehr als drei Jahrzehnte das TV-Wetter gestalten und prägen durfte und auch damit Geschichte geschrieben habe", verkündete Kummer in einem ersten Statement.
Dennoch übt sie am Dienstag Kritik am Umgang mit älteren Arbeitnehmern in Österreich: "Es ist enttäuschend, dass Menschen, die agil sind und gerne noch arbeiten möchten, in unserem Land bereits ab 50 oder 55 Jahren kaum noch Chancen am Arbeitsmarkt haben." Während "die Politik das Pensionsantrittsalter erhöht, schickt man die Menschen in der Realität zum AMS", sagt Kummer. Das sei "kein gutes Signal".
Wie kam es zum Abschied?
Zu den Vorkommnissen rund um ihren Abschied beim ORF will sich Kummer nicht äußern. Auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann hatte sich am Montag zurückhaltend geäußert: "Christa Kummer hat 1995 als erste Frau in Österreich das TV-Wetter präsentiert und damit ein Stück ORF-Geschichte geschrieben", wurde er zum Abschied in der offiziellen Aussendung zitiert.
Hinter den Kulissen freilich soll nicht alles so friedlich verlaufen sein. Wie genau, darüber scheiden sich die Geister. Kummer habe Pensionsanspruch, ihr letzter Dreijahres-Vertrag sei ausgelaufen, sagen die einen. Der ORF habe alle Versuche, Kummer weiterzubeschäftigen, absichtlich ins Leere laufen lassen, sagen andere.
"Ihre Pensionierung selbst ausverhandelt"
Der KURIER fragte im ORF nach und erhielt folgende Darstellung: "Faktum ist: Vor drei Jahren hat sie selbst ihre Pensionierung ausverhandelt", heißt es aus dem Unternehmen. Allerdings sollte das kein Aus für alle Zeiten bedeuten, zeigte man sich im ORF auch gesprächsbereit über eine Weiterbeschäftigung: "Schon vor Wochen hat es von Seiten des ORF Gespräche über eine Weiterbeschäftigung am Bildschirm gegeben." Subtext: Von Überraschung könne keine Rede sein.
Nicht jeder kann den Abgang der Wettermoderatorin nachvollziehen: Christa Kummer sei eine "Marke", auf die der ORF nicht verzichten sollte, hört man. Und: Auch andere bekannte TV-Stars, etwa Peter Resetarits, habe man über das Regelpensionsalter hinaus beschäftigt.
Christa Kummer: Ballmutter und Moderatorin
Tatsächlich ist Christa Kummer eine Umtriebige in der heimischen Society-Landschaft: Man kennt sich nicht nur aus dem TV, wo manch modebewusster Zuschauer weniger auf das Wetter, sondern gespannt auf Kummers Schuhwerk blickte. Auch als Moderatorin und vor allem als Veranstalterin des traditionsreichen Jägerballs hat sie sich einen Namen gemacht. Er ist einer der ältesten und alljährlich bestbesuchten Bälle in Wien. Als Präsidentin des Vereins Grünes Kreuz fungiert Christa Kummer als Ballmutter der Veranstaltung. In der Jägerschaft und nicht zuletzt in der Politik ist sie dementsprechend gut vernetzt.

Christa Kummer, Johanna Mikl-Leitner und Josef Pröll am Jägerball.
Auch fachlich beschäftigte sie sich zeitlebens mit dem Thema Wetter: Kummer schloss ihr Geografiestudium mit dem Doktortitel ab, sie ist Hydrogeologin und Klimatologin. Immer wieder arbeitete sie auch an wissenschaftlichen Projekten mit.
In Pension gehen wird Kummer nach dem ORF-Aus nicht: Details verrät sie noch keine, aber erste Anfragen dürften sie seit Montag schon erhalten haben. Auch für den Jägerball wird sie mindestens noch zwei Jahre lang verantwortlich sein. Klar sei derzeit nur eines: "Das Thema Wetter hat sich für mich erledigt", sagt Kummer. "Ich habe mehr zu sagen als nur das."
Übrigens: Privat liest Kummer gar keine Wetterberichte, gab sie einst im Magazin Datum zu Protokoll. Aber sie "schaue in der Früh aus dem Fenster und hoffe, am Vortag das Wetter richtig prognostiziert zu haben."
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