Noch am 20. Dezember war Teichtmeister auch im ORF-Latenight-Talk „Willkommen Österreich“ zu sehen. Er spielte im Originalbühnenbild der Burgtheater-Produktion „Nebenan“ einen bekannten Weihnachtssketch von Stermann und Grissemann nach. Davor wurde Teichtmeister als „Gigant“ angekündigt, danach wurden Standing Ovations eingeblendet und die Aufführungen des Kehlmann-Stücks beworben. Mittlerweile wurde „Nebenan“ von der Burg abgesetzt.
Das Theater gab zuletzt an, Teichtmeister vor geraumer Zeit mit den Vorwürfen konfrontiert zu haben. Auch der ORF war – siehe „Die Toten von Salzburg“ – bereits alarmiert. Auf KURIER-Anfrage erklärten der ORF und die Superfilm, die „Willkommen Österreich“ produziert: „Sowohl der Produktionsfirma als auch der Redaktion waren die Vorwürfe gegen Florian Teichtmeister nicht bekannt.“ Der rund 90-sekündige Zuspieler sei nach Bekanntwerden der Vorwürfe von allen Social-Media-Plattformen des ORF gelöscht worden, heißt es. Seit Montag fehlt die Szene auch auf der Archivseite willkommen-oesterreich.tv.
Auch, dass Teichtmeister im Vorjahr nach Senderangaben fünf Mal als Sprecher bei Ö1 fungiert hat, zeigt, dass offenbar nicht alle ORF-Redaktionen über die Vorwürfe informiert waren.
Produzenten reagierten frühzeitig
In der Filmbranche ist nun eine weitere Kinoproduktion von der Causa betroffen. Filmproduzent Dieter Pochlatko sagte in der „ZiB1“, dass seine Epo-Film nach den im August 2021 abgeschlossenen Dreharbeiten zum Film „Serviam - Ich will dienen“ von der Kriminalpolizei über Ermittlungen gegen Teichtmeister informiert worden sei. Es ging im Oktober 2021 um Fotos, die der Schauspieler – er spielte eine Nebenrolle – von einer minderjährigen Darstellerin gemacht haben soll. „Die Reaktion war sofort, dass Teichtmeister von der Liste gestrichen wurde, von der Einladungsliste, von öffentlichen Auftritten“, so Pochlatko. Man habe mit dem Künstler auch keine Promotion mehr gemacht. Diese Informationen über die Ermittlungen wurden jedoch nicht weitergegeben. „Das ist so heikel. Wenn man da mit Gerüchten herumspielt, das machen wir nicht.“
Am Dienstagabend veröffentlichten die Epo-Film und Regisseurin Ruth Mader ein Statement, in dem festgehalten wird, dass Teichtmeister nur einen Drehtag für den Film absolviert hat - am 19. Juli. Man trage "dem erhöhten Schutzbedürfnis von minderjährigen und jugendlichen Darsteller:innen und dem Kindeswohl explizit Rechnung. So stehen am Filmset während der Dreharbeiten mit minderjährigen und jugendlichen Darsteller:innen ständig eigens engagierte Personen zur deren Betreuung zur Verfügung."
In dem Thriller "Serviam" geht es um Vorgänge in einem katholischen Mädcheninternat.
Mittlerweile steht neben Teichtmeister ein weiterer Darsteller der österreichischen Oscar-Einreichung „Corsage“ im Fokus, jedoch nicht wegen Darstellungen von Kindesmissbrauch. Gegen den Schauspieler, der aus medienrechtlichen Gründen namentlich nicht genannt werden darf, gibt es laut Standard Vorwürfe, „immer wieder durch sexuelle Belästigungen auffällig geworden“ zu sein. Diese Vorwürfe beziehen sich jedoch nicht auf „Corsage“.
Laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien sei in Bezug auf diesen Fall kein Verfahren anhängig. Ein Sprecher der Produktionsfirma Film AG betonte gegenüber der APA, dass man die Vorwürfe ernst nehme, „auch wenn sie nichts mit der Produktion des Films Corsage direkt zu tun haben.“ Regisseurin Marie Kreutzer habe im Sommer vergangenen Jahres dazu ausführlich Stellung genommen. „Sie hat bereits damals sowohl mit dem Schauspieler als auch mit vielen Hinweisgebern versucht, den Gerüchten auf den Grund zu gehen.“ Man habe nun „noch einmal ein ausführliches Gespräch mit dem Schauspieler“ geführt. „Auch dieses Gespräch hat für uns keinen neuen Informationsstand gebracht.“