Debüt für Will-Nachfolgerin Miosga: Es wurde schon mehr gegrillt

Debüt für Will-Nachfolgerin Miosga: Es wurde schon mehr gegrillt
Caren Miosga legte auf dem Sendeplatz der ARD-Sonntagstalkerin Anne Will einen soliden Start hin.

* Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends*
 

Anne Will wollte nicht mehr. Die erfolgreiche Polit-Talkerin verabschiedete sich Ende des vergangenen Jahres von ihrem sonntäglichen Sendung im Ersten.

Nun darf Caren Miosga nach dem „Tatort“ ran (um 21:45 Uhr). Die  frühere „Tagesthemen“-Moderatorin  begrüßte als ersten Gast den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. In der ersten Hälfte der einstündigen Sendung „Caren Miosga“ sprach die 54-Jährige mit dem Unionspolitiker. Die Frage der Sendung war: „Merz richtet die CDU neu aus - wird Deutschlands Zukunft konservativ?“

Folie dafür waren die Massendemonstrationen gegen die Migrationspläne der AfD und anderer Teilnehmer an einer geheimen Konferenz in Potsdam.

Neuerungen

 „Wie schön, dass Sie dabei sind“, sagte Miosga zu Beginn. Das wirkte so, als würde die TV-Journalistin dieses Format schon seit Jahr und Tag moderieren.

Aber was ist – außer der Moderatorin - neu an daran?  Da wäre einmal der runde Talk-Tisch zu erwähnen und die Fokussierung auf zunächst einen Gesprächspartner. Nach einer halben Stunde holte sie die Journalistin der Wochenzeitung „Die Zeit“, Anne Hähnig, und den Soziologie-Professor Armin Nassehi dazu.

Ebenfalls neu: Die Moderatorin konfrontiert ihre Gäste offenbar mit Gegenständen, um gewisse Assoziationen zu wecken und Gesprächsthemen zu vertiefen.

Die Sache mit der Lampe

Bei der Premiere holte Miosga eine blank polierte schwarze Lampe unterm Tisch hervor. „Geht Ihnen schon ein Licht auf, Herr Merz?“, fragte sie. Der CDU-Politiker antwortete: „Das ist eine Schreibtischlampe, so wie sie früher in den 50er und 60er Jahren in allen Amtsstuben auf den Schreibtischen stand.“ 

Das war zwar richtig, aber nicht genau das, was Miosga gemeint hatte. Sie legte nach: „Wir haben hier gewissermaßen zwei Originale aus dem Hochsauerland am Tisch.“ Es handele sich um ein Designerstück aus Arnsberg. Merz ist auch aus dem Sauerland. 

Merz schien erfreut über das heimelige Artefakt und fühlte sich an das Büro seines Vaters erinnert, der Richter am Landgericht Arnsberg war.

Gemeint war aber ein Bonmot des FDP-Chefs Christian Lindner, der über Merz‘ Heimat gesagt haben soll: Das Hochsauerland sei so schwarz, dass man auch tagsüber eine Lampe anzünden müsse.

Ob das auch für das neue CDU-Programm gelte? Merz meinte, die CDU sei eine eine konservative, eine liberale und eine christlich-soziale Partei. Wir sind die deutschen Christdemokraten“, sagte er. „Und das haben wir versucht, mal aufzuschreiben.“

Das klang dann doch recht verbindlich und fast merkelhaft. Man dachte, Miosga lässt Merz das alles einfach so durchgehen.
 

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Die Sache mit Merkel

Dann stelle sie aber eine Frage zu kolportierten Differenzen mit Merkel. Da sah Merz „einen Haken dran“. Denn das Verhältnis sei „gut“. Aber Merkel habe sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Was Merz auch „gut“ findet.

Dann sprach Miosga  Merz auf Medienberichte an, nach denen ein Festakt zu Merkels 70. Geburtstag im Konrad-Adenauer-Haus geplant sei. Bisher soll die Altkanzlerin diese Einladung nicht angenommen haben. „Das ist ein Angebot an Angela Merkel“, sagte Merz, „und wenn sie möchte, feiern wir den Geburtstag“, sagte Merz. Und dann wurde Merz fast frech: „Wir feiern gerne runde Geburtstage“

Das brachte Miosga tatsächlich zum Lachen. 

Betont heiter ging es weiter. Immer wieder wollte Miosga Merz herauslocken, dass er zur nächsten Bundestagswahl als Spitzenkandidat für die Union antreten werde. Das sei doch ohnehin klar, meinte sie, Merz solle es doch zugeben.

Merz wiederholte fast gebetsmühlenartig, dass diese Frage erst im Spätsommer 2024 entschieden werde. Im Einklang mit CSU-Chef Markus Söder und man werde auch mit den meisten Länderchefs darüber reden.

Dass beständige – erfolglose - Nachhaken Miosgas in dieser Frage sorgte dann auch beim Publikum (auch eine Neuerung) für Schmunzeln.

Zeit für Verstärkung

Es wurde Zeit, dass die Zeit-Redakteurin und der Soziologe an den Tisch kamen. Denn Merz wurde dann doch noch etwas in die Mangel genommen.

Nun ging es auch um die Frage, wie sich die CDU von der AfD abgrenze. Anne Hähnig sprach fast in Referatslänge darüber, dass man er AfD nicht das Wasser abgraben könne, indem man Teile ihrer Politik übernehme. Deren Wähler würden zu großen Teilen dem politischen System misstrauen.

Hier stimmte Merz sogar zu. Es gelte, die Probleme – Merz meinte das Asylthema – zu lösen, dann würde es mit der AfD wieder bergab gehen.

Als er mit einem Sager zu Asylwerbern, die beim Zahnarzt vorgezogen würden, konfrontiert wurde, sagte Merz: „Der Oppositionsführer im Bundestag darf auch mal zuspitzen.“ Das brachte ihm Kritik vom Soziologen Nassehi ein.

Mehr Grillen gefragt

Fazit der Premiere Miosgas: Die Talkerin pflegt einen angenehmen Gesprächsstil und hat Sinn für gute Überleitungen und Humor. Beim Grillen des Gastes gibt es noch Luft nach oben. Vielleicht legt die Talkerin beim nächsten Mal ja ein Stück rohes Fleisch auf den Tisch.

Das wäre aber nicht einmal eine TV-Premiere. Bild-Journalist Paul Ronzheimer hatte einmal so ein Gimmick dabei, als er mit Annalena Baerbock diskutierte.

Der neue ARD-Polit-Talk "Carmen Miosga" ist jedenfalls erfolgreich gestartet. Im Schnitt 4,40 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (Marktanteil: 18,4 Prozent) verfolgten am Sonntagabend ab 21.45 Uhr das Debüt, das ist für diesen Sendeplatz ein sehr guter Wert. 
 

➤ TIPP: Die Sendung zum Nachschauen

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