ProSiebenSat.1: Berlusconi-Konzern MFE legt beim Wettbieten nach

ProSiebenSat.1: Berlusconi-Konzern MFE legt beim Wettbieten nach
Neues Übernahme-Angebot von Media for Europe. Berlusconi-Konzern will redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität wahren.

Im Wettbieten um ProSiebenSat.1, zu dem in Österreich Puls4 und ATV zählen, hat der italienische Medienkonzern MFE, hinter dem die Familie Berlusconi steht, sein Angebot an die Aktionäre erhöht. „Nicht, weil unser anfängliches Angebot unangemessen gewesen wäre, sondern weil wir von dem Industrieprojekt überzeugt sind, das wir seit Jahren als Hauptaktionär unterstützen“, sagte Pier Silvio Berlusconi. Neben Media for Europe bemüht sich auch der tschechische ProSieben-Großaktionär PFP um eine Aufstockung seines Anteils, allerdings auf maximal 29,99 Prozent.

Berlusconi-Konzern will keine vollständige Übernahme

Der der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bekräftigte nun, sein Unternehmen wolle die deutsche Senderkette nicht komplett übernehmen, sondern „Flexibilität, um auf der Grundlage einer gemeinsamen Vision eine klare Richtung vorzugeben.“ Gleichzeitig rechnete MFE vor, dass Einsparungen und Ergebniseffekte von mehr als 400 Millionen Euro einem Zusammenschluss beider Unternehmen machbar wären - "sofern und sobald sie realisierbar ist". Dabei gehe es vor allem um Werbung, Technologie und Daten. MFE werde die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität von ProSieben bewahren. 

Damit reagierte der Chef der Familienholding auf Bedenken der deutschen Bundesregierung. Der konservative Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) hat Berlusconi deshalb soeben zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen. „Ein Eigentümerwechsel darf nicht zu einer Einschränkung der journalistischen Unabhängigkeit führen“, betonte der Politiker. Zuvor hatte auch die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) vor den Risiken für die Medienvielfalt gewarnt. 

Details zum neuen MFE-Angebot

Die Berlusconis halten bereits 30,63 Prozent an ProSiebenSat.1. Den übrigen Eignern bietet die italienische Firma nun je Aktie neben einer konstanten Bar-Komponente von 4,48 Euro zusätzlich 1,3 der wenig gehandelten MFE-A-Aktien. Zum Schlusskurs vom Freitag ist die Offerte damit knapp 8,15 Euro wert. Dies entspricht einem Aufschlag von 16 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs vom Freitag. 

Als Reaktion auf die nachgebesserte Offerte stiegen die ProSieben-Titel im Frankfurter Frühhandel um knapp zehn Prozent auf 7,72 Euro. Zunächst wollte MFE nur den gesetzlichen Mindestpreis bezahlen. Die Annahmefrist für das Angebot läuft noch bis zum 13. August

Warten auf Reaktion von PPF

Das schon länger vorliegende Angebot des tschechischen ProSieben-Großaktionär PPF von Milliardärin Renata Kellnerova liegt mit 7,00 Euro nun unter dem Aktienkurs. Völlig offen ist, wie man in Prag auf die Avancen reagiert. Das Verhältnis der Großaktionäre hatte sich zuletzt merklich abgekühlt.

In einer Aussendung begrüßt der von CEO Bert Habets geführte Vorstand die angekündigte Erhöhung der Angebotsgegenleistung, die das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement von MFE in ProSiebenSat.1 unterstreiche. Die gesetzlich vorgeschriebene begründete Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft zum von MFE angekündigten, geänderten Angebot folgt noch. Das erste MFE-Angebot war abgelehnt worden.


 

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