Machtkampf bei ProSiebenSat.1: PPF-Gruppe startet Angebot an Aktionäre

FILE PHOTO: The logo of German media company ProSiebenSat.1 is seen in front of the headquarters in Unterfoehring
Liegt bei 7 Euro je Aktie. Tschechen sehen "eine überzeugende Alternative" zum Angebot der Berlusconi-Gruppe

Auch wenn die Hauptversammlung jüngst unerwartet ruhig verlief, das Kräftemessen zwischen den Großaktionären von ProSiebenSat.1 geht weiter: Die tschechischen PPF von Milliardärin Renata Kellnerova hat am Mittwoch ihr bereits angekündigtes zur Übernahme von Aktien am deutsche TV-Unternehmen, zu dem in Österreich die ATV- und Puls-Sender gehören, gestartet. Anteilseigner können bis 13. August das Offert annehmen, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Angebotsprospekt hervorgeht. Die Tschechen bieten eine Barabfindung von 7,00 Euro je Aktie und sehen darin eine "überzeugende Alternative zu dem am 8. Mai 2025 veröffentlichten Angebot von MFE".

PPF-Manager Didier Stoessel erklärte, Aktionäre könnten ihren Beteiligungswert realisieren, "ohne das Risiko der laufenden Transformation des Unternehmens tragen zu müssen - ein Prozess, der Zeit, Expertise und finanzielle Ressourcen erfordert."

PPF hält als zweitgrößte Aktionärin direkt und indirekt derzeit rund 16 Prozent an ProSiebenSat.1 und will mit dem Offert ihre Beteiligung auf 29,99 Prozent erhöhen. "Mit einer stärkeren Beteiligung und einer entsprechenden Vertretung im Aufsichtsrat werden wir in der Lage sein, unser Wissen und unsere Erfahrungen aktiver mit allen ProSiebenSat.1 Stakeholdern zu teilen", erklärte Stoessel, der bei PPF für die Investitionen zuständig ist. Er betonte, dass die Konzernspitze von ProSiebenSat.1 in einer ersten Reaktion Mitte Mai den Vorstoß von PPF begrüßt habe.

Vorstand von ProSieben hatte von MFE-Angebot abgeraten

Vorstand und Aufsichtsrat der Senderkette etwa von ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 hatten vom MFE-Angebot abgeraten und  es als "aus finanzieller Sicht nicht angemessen" bewertet. Das Offert von MFE über 4,48 Euro in bar und 0,4 eigenen A-Aktien liegt sowohl unter dem Kurs der ProSieben-Aktie von 6,99 Euro als auch unter den 7,00 Euro von PPF. Die Tschechen betonten, ihr Angebot entspreche einer Prämie von 17 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs am 9. Mai und von 21 Prozent auf den impliziten MFE-Angebotspreis am 9. Mai.

Berlusconi-Gruppe plant nicht mit Mehrheit

Die vom Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten und Medienunternehmers Silvio Berlusconi, Pier Silvio Berlusconi, geführte MFE ist größter Aktionär der deutschen Fernsehgruppe. MFE hatte mit seinem freiwilligen Angebot die Schwelle von 30 Prozent überschritten und kann nun weiter am Markt aufstocken, ohne ein Pflichtangebot für ProSiebenSat.1 abgeben zu müssen. Die Italiener rechnen aber nicht damit, auf eine Mehrheit zu kommen. MFE und PPF drängen den ProSiebenSat.1-Vorstand seit längerem dazu, Randgeschäfte zu verkaufen und sich voll auf das Kerngeschäft TV und Unterhaltung zu konzentrieren.

Die tschechische PPF Group ist nach eigenen Angaben in 25 Ländern in Europa, Asien, Nordamerika und Südafrika in verschiedenen Sektoren tätig, darunter Medien, Telekommunikation, Finanzdienstleistungen, Immobilien, E-Commerce und Technik. Die Mediensparte von PPF, CME, betreibt TV- und digitale Medienunternehmen in sechs Ländern sowie die regionale SVOD-Plattform Voyo (Subscription Video On Demand). Die neu eingeführte Oneplay-Plattform von CME auf dem tschechischen Markt integriert Over-the-Top-Video-Streaming und bezahltes Live-Fernsehen für 1,4 Millionen Abonnenten. PPF besitzt Vermögenswerte im Wert von EUR 41,7 Mrd. und beschäftigt weltweit 45.000 Mitarbeiter

 

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