Bachmann-Preis: Bunt gemischtes Teilnehmerfeld und viele Neuerungen
Das diesjährige Teilnehmerfeld bei den 46. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt ist bunt gemischt wie selten zuvor. Die 14 Autorinnen und Autoren kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, aus Österreich stammen Barbara Zeman und Elias Hirschl, dazu kommt der Wahlwiener Leon Eigner. Nach zwei Jahren Pause findet das Wettlesen um den Bachmann-Preis vom 22. bis 26. Juni wieder statt wie früher, Autorinnen und Autoren und Jury sind anwesend, Publikum ist erlaubt.
Den Veranstaltern war bei der Präsentation der Teilnehmenden am Dienstag in Klagenfurt die Freude über die Rückkehr zur Normalität anzumerken. ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard freute sich darüber, dass alle Sponsoren der Veranstaltung treu geblieben sind. Regisseur und Technikchef Klaus Wachschütz kündigte an, die Lesungen würden diesmal nicht mehr im Studio stattfinden wie vor der Pandemie. "Wir bauen eine Bühne im Garten auf, die Lesungen werden künftig in den Saal übertragen. Dort sitzt die Jury, deren Debatte wiederum wie schon in früheren Jahren in den Garten übertragen wird.
Neues Punktesystem
Neues gibt es auch bei der Ermittlung der Preisträger. Organisator Horst L. Ebner: "Die Mitglieder der Jury geben dem Justiziar nach den Lesungen und Diskussionen ihre persönliche Wertung. Sie vergeben neun bis ein Punkte an die Kandidatinnen und Kandidaten, die ihrer Meinung nach preiswürdig sind." Der Justiziar addiere daraufhin die Ergebnisse und erstelle daraus die Preisträgerliste des Bewerbs, sagte Ebner. Bis zur öffentlichen Schlusssitzung ist die Liste nur ihm bekannt, in der Sitzung am Sonntag werden die Preisträger dann sukzessive bekanntgegeben. Sollte es bei einem Preis Punktegleichstand geben, stimmt die Jury ab.
Die Burgenländerin Barbara Zeman, ihr Debütroman "Immerjahn" erschien 2019, ist 41 Jahre alt, sie lebt ebenso in Wien wie Elias Hirschl, geboren 1994, der als Autor, Poetry Slammer und Musiker tätig ist. Ebenfalls in Wien niedergelassen hat sich der 1989 geborene Leon Engler, der sich als Theater- und Hörspielautor einen Namen gemacht hat. Aus der Schweiz kommt Usama Al Shahmani, der 1971 in Bagdad geborene Autor musste 2002 wegen eines Theaterstücks in die Schweiz fliehen. Migrationshintergrund hat auch Behzad Karim-Khani. Er wurde 1977 in Teheran geboren, seine Familie ging 1986 nach Deutschland. Er studierte Medienwissenschaften und lebt heute in Berlin-Kreuzberg, wo er schreibt und die Lugosi-Bar betreibt.
Der Lyriker Alexandru Bulucz, 1987 in Rumänien geboren, emigrierte mit seiner Familie 2000 nach Deutschland. Deutsch-Amerikaner ist der 57-jährige Hannes Stein, er ist Journalist, Blogger und Buchautor. Aus Slowenien kommt Ana Marwan, die 1980 geborene Autorin und Fotografin lebt in Niederösterreich. Der 33-jährige Juan S. Guse wuchs im Rhein-Main-Gebiet als Sohn einer argentinischen Mutter auf, er lebt in Hannover. Wahlwiener ist hingegen Clemens Bruno Gatzmaga, der gebürtige Düsseldorfer zog 2010 nach Wien. In Berlin lebt die 40-jährige Mara Genschel, sie ist Schriftstellerin und Performerin. Ebenfalls in Berlin und teilweise in Rom lebt Eva Sichelschmidt, die 1970 geborene Autorin machte zuerst eine Ausbildung zur Damenschneiderin und betreibt ein Geschäft namens "Whisky & Cigars". Andreas Moster, Jahrgang 1975, ist freier Übersetzer, er veröffentlichte 2017 seinen Debütroman. Die 33-jährige Leona Stahlmann ist nach Stationen als Literaturagentin und Werbetexterin heute freie Autorin.
Gleiche Jury
Keine Veränderungen gab es bei der Jury, sie besteht aus der Vorsitzenden Insa Wilke, dazu kommen Mara Delius, Vea Kaiser, Klaus Kastberger, Brigitte Schwens-Harrant, Philipp Tingler und Michael Wiederstein. Die Eröffnung der Veranstaltung mit der Auslosung der Lesereihenfolge erfolgt am 22. Juni ab 18.00 Uhr, Anna Baar wird die Klagenfurter Rede zur Literatur halten, der Titel lautet "Die Wahrheit ist eine Zumutung." Das dreitägige Wettlesen startet dann am 23. Juni, die Vergabe der Preise findet am 26. Juni statt. Zu gewinnen sind der mit 25.000 Euro dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt, der Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro), der Kelag-Preis (10.000 Euro), der 3sat-Preis (7.500 Euro) und der BKS Bank- Publikumspreis (7.000 Euro).
Der gesamte Bewerb wie auch die Preisverleihungen werden von 3sat live übertragen. Auch das Deutschlandradio überträgt den Bewerb mit einem Livestream. Weiters wird auch in den sozialen Netzwerken umfassend über die Tage der deutschsprachigen Literatur berichtet.
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