Martin Suters (un-)mögliches Haustier

Bestsellerautor Martin Suter in Zürich
Der Roman um das leuchtende "Elefäntchen" hätte mehr Wissenschaft vertragen.

Den Floh hat ihm ein Schweizer Forscher ins Ohr gesetzt.

Einen Elefanten ins Ohr.

Aber einen winzigen, rosarot leuchtenden.

Einen solchen könne man gentechnisch erzeugen, hat der Forscher zum Schriftsteller Martin Suter gesagt.

Na ja, und jetzt haben wir "Elefant". Der Roman ist, pardon, etwas zu blöd geraten.

Muss denn dieser (sozusagen) wissenschaftliche 30 cm hohe Elefant, der ja ohnehin schon schwer zu "derpacken" ist, muss er denn noch dazu in Zürich am Limmat in der Höhle eines Alkoholikers auftauchen, der Angst davor hat, eines Tages weiße Mäuse zu sehen?

Und muss er an dessen Daumen nuckeln?

Zwei Meter

Dieser Obdachlose war übrigens einmal Investmentbanker, und er wird sich mit einer reichen Tierärztin zusammentun – im Dienste der Elefanten.

Auch der großen.

Hätt’ ja mehr sein können als gekonnt routinierte Unterhaltung mit ein bissl Gentechnik-Kritik. Die Wissenschaft kommt zu kurz.

Nur nebenbei wird erwähnt, wie ein Stück Gebärmutterrinde eines Elefanten aus Sri Lanka zuerst in eine Schweizer Laborratte gepflanzt wird, und später kommt der Embryo mit den genetisch veränderten Zellen in eine gutmütige Zirkuselefantin ... ein zwei Meter langer Penis spielt dabei auch eine Rolle.

Das Experiment von Gierigen: Sie denken schon an das Riesengeschäft mit leuchtenden, designten "Elefäntchen" (wie Martin Suter so lieb schreibt).

Kinder, die schon alles haben, sollen auch das noch bekommen.

Aber ein asiatischer Elefantenpfleger vom Zirkus Pellegrini und ein Tierarzt flüchten mit dem Baby, dabei geht es verloren, versteckt sich in der Höhle ... und dann weiß Suter in der Geschichte verständlicherweise wenig mit dem süßen Winzling anzufangen.

Er nuckelt halt und wackelt mit dem Rüssel und trompetet seltsam hoch, wenn er Kokosöl und Karotten und Grünzeug futtern will.

Aber die schlimme Sache mit der Genmanipulation ist für den Roman somit erledigt.

Jetzt geht es bloß noch darum: Die Bösen, zu denen freilich Chinesen gehören, jagen Elefäntchen rund um die Erde – werden sie Elefäntchen kriegen?

Der wegen seiner Frau (!!!) obdachlos gewordene Banker und die hilfsbereite Tierärztin werden doch wohl nicht zusammenkommen?

Gibt’s ja nicht!

Martin Suter:
Elefant
Diogenes Verlag. 352 Seiten. 24,70 Euro.
Hörbuch um 29,99 Euro.
Es liest Gert
Heidenreich.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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