Die Sehnsucht nach dem Paradies

Die Sehnsucht nach dem Paradies
Martin Puntigam über eine Plakat-Erregung, sein Solo 'Supererde' und die Science Busters.

Das Plakat – ein Aufreger: Martin Puntigam, adjustiert mit pinkfarbenen Trikot und einer Rakete im Hintern, grinst vor einer Wand mit dem Graffito „F*** die P****ei. Affichiert ist das Sujet, das Moralapostel an zwei Universitäten als zu ordinär empfanden, jetzt in ganz Wien in zwei Versionen. Und zwar mit und ohne schwarzen Balken.

Der Kabarettist wundert sich, „dass man im Jahr 2013 in Österreich damit etwas anderes auslösen kann als Heiterkeit. Denn das Foto, ursprünglich aufgenommen für eine Silvestervorstellung der Science Busters, gibt es schon seit drei oder vier Jahren, war auch schon publiziert. Und ich wollte jetzt nur ein sehr lustiges Plakat für mein neues Programm machen.“

Die Sehnsucht nach dem Paradies
Das hat am Dienstag Premiere im Stadtsaal: In seinem 12. Solo „Supererde“ will Martin Puntigam die Welt retten. Genau genommen lässt er sie austauschen gegen eine „Supererde“.

„Allein in unserer Milchstraße existieren ja angeblich ein paar Milliarden erdähnliche Planeten. Da wird sich doch wohl ein passender finden, der gleichermaßen Leben hervorgebracht hat wie unsere Erde. Wo es aber noch sehr viel schöner und paradiesischer ist als bei uns.“

Start ins neue Leben

Da passe es doch bestens, dass jemand – symbolisiert auf dem Plakat – gut gelaunt mit einer Rakete ins neue Leben startet. Puntigam: „Es geht um die offensichtlich sehr große Sehnsucht des Menschen nach dem Paradies. Dass jeder gern sein gelebtes Leben hinter sich lassen möchte, um noch einmal neu anzufangen, aber dieselben Fehler nicht noch einmal zu wiederholen.“

Ist der Protagonist von „Supererde“ ein Ungustl wie im letzten Solo „Atomic Wedgie“? „Jein“, sagt Puntigam. „Er ist nicht so bösartig und gemein und berechnend wie die Figuren in meinen letzten beiden Programmen.“

„Der ist vielleicht die Antwort auf die Frage: Was sind das für Leute, die von jemandem wie Frank Stronach begeistert sind?“, so Regisseur Hosea Ratschiller. „Diese Figur balanciert auf dem absteigenden Ast, auf dem sich der weiße Mann befindet.“

Schlau sein und witzig

Wird die Arbeit als Unterhalter schwerer oder leichter?

„Schwieriger, weil ich den Anspruch und den Willen habe, ein sehr gegenwärtiges, modernes Programm zu machen“, sagt Puntigam. „Das interessiert mich auch selber mehr. Da muss man sich bemühen, viel lesen, noch mehr nachdenken – und dann noch Witze dazu machen. Schlau sein ist schon anstrengend genug. Aber schlau sein und darüber so Witze zu machen, dass ein Kabarettpublikum gern aufmerksam zuhört, ist eine echte Herausforderung.“

Erfreuliches auch von der zweiten Baustelle Puntigams, den Science Busters:

Die Wuchtbrummen der Physik bekommen am 27. 11. den Kabarettpreis. Und nach 33 Ausgaben ihrer TV-Show sind Puntigam, Heinz Oberhummer und Werner Gruber mit der Show „Science Busters XXL – Burn, Motherfucker, Burn unchained“ am 6. und 7. Dezember live in der Wiener Stadthalle: mit einer Unterwasserflammenhölle to go, Stadionrock und einem Christbaum, der im Todeskampf im Tannennadelsperrfeuer um sich schießt. Außerdem gibt es Antworten auf die Fragen: Wie geil macht Weihrauch wirklich? Wie gelingt die perfekte Weihnachtsgans? Törnt Safran in der Bong besser als im Kuchen?www.kabarettpreis.at

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