Marina beobachtet Frauenrechte von der Hexerei zu #MeToo
„Eigentlich kann ich mit Hitze nicht gut umgehen. Ich muss noch sehen, wie ich diesen Sommer überlebe.“
Marina Diamandis muss lachen. Die Britin griechischer Abstammung, die 2010 als Marina & The Diamonds startete, ist gerade nach Los Angeles gezogen und im Interview mit dem KURIER noch nicht so ganz sicher, wie gut diese Entscheidung war. Aber sie liebt die Nähe zu Wanderstrecken und dem Meer und ist („ich weiß auch nicht wieso“) in der dortigen Musikszene besser vernetzt als in London. Deshalb hat sie ihr neues Album „Ancient Dreams In A Modern Land“ in L. A. aufgenommen.
Trotzdem spart die 35-Jährige in den Power-Pop-Songs, die eher in Richtung Alternative als in Richtung Charts tendieren, nicht mit Kritik an den USA, postuliert in „New America“: „Es ist Zeit, dass du deine Schulden zahlst!“
„Ich habe das Lied nach der Ermordung von George Floyd geschrieben. Es handelt davon, wie so viele Weiße diesen tief verwurzelten Rassismus entweder ignorieren, oder gar nicht bemerken und nicht wissen, was passiert. Darüber wird auch nichts an den Schulen gelehrt. Ich finde aber, da muss man sich endlich der Wahrheit stellen. Diesbezüglich haben wir seit dem Tod von George Floyd ja auch einiges gelernt. Generell sollten aber alle – Griechenland, Deutschland, England und Staaten, die mit der Kolonialisierung so viel Tod und Leid gebracht haben –, ehrlicher mit ihrer Geschichte umgehen.“
Wie auf allen Alben von Marina ist aber das Thema Frauen-Rechte und Frauen-Diskriminierung das bestimmende auf „Ancient Dreams In A Modern Land“. In „Purge The Poison“ denkt sie anhand von Beispielen aus der Pop-Kultur darüber nach, wie „zerstörerisch der Mangel an weiblicher Energie ist“ und welche Auswirkungen er auf den Planeten und die Gesellschaft hat.
Der Text von „Man’s World“ entstand, nachdem Marina das Buch „If Women Rose Rooted“ von Sharon Blackie gelesen hatte. „Darin gab es ein Kapitel über Hexen und wie damals nicht nur Frauen, die tatsächlich Hexerei betrieben, ermordet wurden, sondern auch Heilerinnen, Frauen, die sich mit Kräuterkunde beschäftigten, nicht verheiratet waren und keine Kinder hatten. Jede Frau, die unkonventionell war und eine starke Meinung hatte, wurde beseitigt, weil sie als Bedrohung empfunden wurde. Ich verbinde das mit der Beobachtung, dass sich auch heute noch manche Leute bedroht fühlen, wenn Frauen unkonventionelle Standpunkte öffentlich machen.“
Das, sagt sie, habe sie gerade mit diesem Album wieder erfahren müssen. „Mir ist zum Glück nie etwas passiert, wie den Frauen, die in der #MeToo-Kampagne für ihr Recht gekämpft haben. Aber dass man meinen Ideen als Künstlerin nicht traut, habe ich oft erfahren. Für ,Ancient Dreams In A Modern Land´ haben sie mich gewarnt, all diese Sachen in die Texte zu packen. Ich habe nur gedacht: ,Nichts daran ist falsch! Wenn du nicht mit mir übereinstimmst, dass man zum Beispiel dem Rassismus ein Ende setzen sollte, liegt das daran, dass deine Meinung falsch ist. ´“
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