"María de Buenos Aires“ in der Kammeroper: Tango mit Akzent und Abgründen
„María de Buenos Aires“ von Astor Piazzolla in der Kammeroper (Von Susanne Zobl).
19.02.24, 21:56
Der Lyriker Horacio Ferrer aus Uruguay und der Komponist Astor Piazzolla schätzten einander so, dass sie beschlossen, Dichtung und Musik zu vereinen. Das zentrale Werk dieser Zusammenarbeit ist „María de Buenos Aires“. Die Rekonstruktion des Lebens einer Frau, deren Schatten nach Buenos Aires zurückkehrt, erzählt von enttäuschter Hoffnung, Vergewaltigung und Mord.
Das mag erklären, warum Juana Inés Cano Restrepo ihre Hauptfigur in einem Gerichtssaal auftreten lässt. Die hintere Bühnenwand lässt sich öffnen und gibt den Blick auf Episoden aus Marías Leben frei. Duende, ein Geist, in dieser Inszenierung als Richter verkleidet, holt María aus dem Jenseits.
Im nüchternen Ambiente dieser Bühne agieren die Musiker, das Gesangs- und das Tanzensemble, alle in braun-karierten, schweren Anzügen. Die Melancholie und die Gewalt der Lyrik sind in dieser Aufführung nur selten zu spüren. Etwa, wenn María im Bühnenhintergrund von überdimensionalen Bandoneons bedroht wird – und wenn Luciana Mancini ihren rauchig-rauen Mezzosopran erhebt. Sie ist das Kraftzentrum.
Daniel Bonilla-Torres kann auch im Richter-Talar die Dämonie des Geistes Duende vermitteln, Bariton Jorge Espino ergänzt sehr gut. Das Ensemble folksmilch intoniert Piazzollas Musik sehr ordentlich, aber nicht mehr.
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