Wieder zurück in Wien begann Marco gleich wieder, neue Songs zu schreiben. Das ist zwar „ein konstanter Prozess, wenn ich zu Hause bin“, aber im Lockdown mit viel Zeit zur Verfügung kamen um die 1000 Song-Entwürfe zusammen.
Einen davon, „Jurassic Park“ haben Wanda jetzt aufgenommen und als Single veröffentlicht. Der poppige Rock-Song mit Ohrwurmpotenzial zeichnet das Bild einer verwirrenden Beziehung: „Viele meiner Texte sind ja verschlüsselt und symbolisch. Bei diesem Song habe ich aber das Gefühl, dass es klarer ist, worum es geht“, sagt er. „Nämlich darum, dass sich Menschen verpassen, dass jemand in eine eigenartige Welt abdriftet, und jemand anderer versucht, ihn zurückzuholen. Ob das richtig oder falsch ist, weiß man aber nicht so genau.“
Eine „neue Ära“ in der Wanda-Karriere, wie es der Pressetext der Plattenfirma verkündet, sieht er damit allerdings nicht gekommen: „Ich finde nicht, dass so viel neu ist. Wir machen seit Jahren konsequent dasselbe. Und auch für mich als Lyriker hat sich nicht viel geändert. Ich nehme mir diesen Teil meines Lebens, das Schreiben der Texte, als unveränderlich heraus, wo sich niemals sonderlich viel bewegt und wohin entwickelt hat. Das ist ein Ort, der geschützt von äußeren Umständen existiert, in den ich immer wieder eindringen darf. Das hat sich auch mit dem höheren Alter nicht geändert. Ich bin im Prinzip noch derselbe Mensch, der ich vor ein paar Jahren war. Ich bin nur vielleicht etwas ruhiger geworden.“
An seine ersten an diesem Ort entstandenen Texte kann sich Marco deshalb noch gut erinnern: „Ich war elf, und einer war für eine Schülerband. Ich glaube, der Text war: ,Die Liebe ist wie ein Schas im Wind’. Wir haben das auch aufgeführt und hatten sogar Tanzschritte dazu. Eine andere Erinnerung ist, dass ich manisch auf das Klavier geschlagen und ,Ich kotze’ geschrien habe. Ich habe versucht, dieses Kotzen mit dem Klavier auszudrücken und hatte viel Spaß dabei.“
Kleine Veränderungen im Schreibprozess strebt Marco dennoch an. „Ich versuche bei den neuen Texten, wieder mehr Geschichten zu erzählen. Ich hatte das Gefühl, dass mir das bei beim Album ,Ciao!’ nicht in dem Umfang gelungen war. Da war ich vielleicht ein bisschen faul. Jedenfalls dachte ich immer: ,Das kannst du besser!’ Aber gut, ich kenne keinen Künstler, der mit jedem einzelnen seiner Werke zufrieden ist. Und ich erwarte das auch nicht von mir selbst.“
Noch ist ein neues Album von Wanda nicht in Sicht. Die Band arbeitet zwar auf eines hin, will sich aber keinen Druck machen: „Wir nehmen weiter Songs auf und veröffentlichen, was sich gut anfühlt.“
Diese Schritt-für-Schritt-Taktik hat aber nichts damit zu tun, dass Ende August Drummer Lukas Hasitschka ausgestiegen ist, um sich anderen Projekten zu widmen. „Ich kann gut verstehen, dass man nach sieben Jahren vielleicht auch noch etwas anderes machen will, als in einer Rockband zu sein“, sagt Marco. „Ich wünsche ihm wirklich alles Gute und bin ihm sehr dankbar für die Wahl des Zeitpunkts. Denn die gibt uns genug Zeit, mit Phil Collins und Ringo Starr zu verhandeln, ob die nicht vielleicht bei uns Drums spielen wollen. Aber eigentlich würde ich am liebsten John Bonham exhumieren und wiederbeleben.“
Ohne Scherz und mit traurigem Unterton fügt Marco dann noch an: „Wenn wir endlich wieder auf Tour gehen können, haben wir sicher einen neuen Schlagzeuger.“
Dann – davon ist er schon jetzt überzeugt – werden die Shows fulminant werden: „Wenn sich die Menschen wieder frei umarmen können, und wir uns alle wiedersehen – das wird sicher ein denkwürdiges Fest.“
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