Marc-Uwe Kling: Der Staubsauger ist ein Messie
Viel Vergnügen. Viel ernstes Vergnügen. Dass in der neuen Welt, "QualityLand", das Laufband im Fitnessstudio kann sprechen – na gut.
Aber dass es dich bemitleiden, wenn sich die Freundin vertschüsst hat, ist unangenehm; und wenn man dann zum Laufband "Leck mich doch" sagt, redet es zurück: "Bitte achte auf deine Sprache!"
Die Menschen sind maschiniger geworden – nichts brauchen sie mehr zu entscheiden: Im Ohr hat jeder einen digitalen Wurm, der managt alles. Ist man auf dem Heimweg, kann sein, dass er warnt: Bei der übernächsten Kreuzung lungern Burschen herum, die haben zusammen sieben Vorstrafen – man sollte ihnen über die X-Straße ausweichen ...
Und die Maschinen werden immer menschlicher. Die Bekanntschaft mit einer Drohne, die Flugangst hat, ist z. B. eine Freude. Der Staubsauger ist ein Messie. Er soll verschrottet werden.
Genug. Vorfreude ist angebracht.
Jemand wird in QualityLand aufbegehren. Nicht einmal Sex macht mehr Spaß. Einen Vertrag soll man jedes Mal unterschreiben: "Die Vertragspartner übertragen sich gegenseitig für 2 Stunden das ausschließliche Recht, miteinander zu kopulieren."
Die Ideen sind so gut, dass man "süchtelt" und immer mehr will. Der Roman ist deshalb schnell gelesen. Man muss wählen: Er existiert – mit kleinen Unterschieden – in dunkler Version für Apokalyptiker bzw. mit hellem Umschlag für Optimisten.
Er ist – auch – Kabarett und eignet sich zum Vortrag wie selten ein Roman. Was Autor Marc-Uwe Kling z. B. am 21. November im Wiener Gartenbaukino macht (Karten über den "Stadtsaal" erhältlich).
PS: Eine politische Partei wirbt im Buch damit, dass die Krankenkassen die Kosten für Penisvergrößerungen übernehmen sollen.
Ein paar Tage haben s’ in Österreich noch Zeit für gute Ideen.
Marc-Uwe Kling:
„QualityLand“
Ullstein Verlag.
384 Seiten.
18,50 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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