"Manon Lescaut“ in Klagenfurt: Gute Stimmen im schäbigen Hafen

Ausgesprochen hässlich sind die Container, die sich auf der Bühne weit hinauf stapeln. Angekramt ist auch der vordere Bereich mit allerlei verschiedenem Mobiliar und leeren Bierkisten als Sitzgelegenheit. Rechts steht ein Barkiosk.
In einem schäbigen, heutigen Hafen spielt Giacomo Puccinis dritte Oper „Manon Lescaut“ am Stadttheater Klagenfurt. Diese Schiffscontainer dominieren auch in den beiden letzten Akten die Bühne (Manuel Kolip).

Aufgetürmt
Lediglich in Gerontes Pariser Palais ist eine gewisse Ästhetik mit dem Bühnenrahmen und einem Brunnen wahrnehmbar. Schrecklich überzogen sind die Kostüme (Nicola Reichert) und die aufgetürmten Frisuren des Chores.
Igor Pison kann in diesem Ambiente noch mit einer Fülle eigenwilliger Ideen auffallen. So lässt der Regisseur Lescaut erschießen, nur Manon allein deportieren und dann im letzten Akt doubeln und völlig auf Distanz zu Des Grieux stehend sterben. Insgesamt kommen dabei die Gefühle viel zu kurz. So wird die Geschichte der Manon, nach der meisterhaften Erzählung des Abbé Prevost, viel zu wenig aufregend erzählt.
Sängerisch kann man sich an hoher Qualität erfreuen: Heather Engebretson als trotzige Kindfrau agierend und ausstaffiert, teilweise sehr unvorteilhaft in Unterwäsche gesteckt, vermag als Titelheldin stark zu berühren und viele Facetten der Partie wie Leidenschaft und Leichtfertigkeit zu entfalten. Mit ungefährdeter Höhe und großer Kondition kann Giorgi Sturua in der anstrengenden Partie des Renato Des Grieux mit seinem weichen Tenor überzeugen, allerdings wirkt sein Spiel recht hölzern.
Mit großer szenischer und stimmlicher Präsenz gefällt Gustavo Castillo als Lescaut mit seinem ausgesprochen schönen Bariton. Unsympathisch und eiskalt ist der Geronte des Marian Pop. Luca Bernhard singt den Studenten Edmondo mit feinem Tenor.
Feinheiten
Auch die vielen kleineren Partien singen tadellos. Nicht immer eines Sinnes ist der Chor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner).
Stefan Neubert am Pult des Kärntner Sinfonieorchesters schafft es, Feinheiten und Valeurs herauszuarbeiten. Was dabei jedoch zu kurz kommt, sind ein süffiger Puccini-Sound und mitreißende Gefühle.
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