Mando Diao: Zugedröhnt, im falschen Kult – oder beides

Gustaf Noren (r) und Bjoern Hans-Erik Dixgard bei einem Auftritt bei "Rock am Ring".
Die Schweden lieferten in Wien eine schräge Show, die nicht wenige Fans verjagte.

Zwei weiße Säulen wie aus einem Tempel in Athen: Schon das Bühnenbild der Show von Mando Diao mutet seltsam an.

Noch schräger wird es mit dem Auftritt der Frontmänner Björn Dixgård und Gustav Norén: Mit weißen Leintüchern um die Schultern gehängt und die Lenden gewickelt, singen sie zu einer einsamen Gitarre – wunderbar zweistimmig, ruhig, fast countryhaft. Später kommen Synthesizer dazu, die psychedelischen Sounds ihres jüngsten Albums "Aelita" und Songs ihrer Zweit-Band Caligola. Dazu geistern Roadies über die Bühne, die von der Fußspitze bis zur Gesichts-Maske ebenfalls in Weiß gehüllt sind.

Kann sein, dass Mando Diao diese Optik von Caligola übernommen haben, ein Kollektiv von Musikern, das mit Kapuzen und Mönchskutten versucht, die Gleichwertigkeit aller Künstler zu betonen. Warum aber stellen sich Norén und Dixgård dann so plakativ in den Vordergrund?

Einheitskluft

Aber gut, hier passt ohnehin nichts zusammen: Die antike Aufmachung nicht zu dem Sci-Fi-UFO-Ding im Hintergrund, das aussieht wie eine geköpfte Pyramide, den Drummer versteckt und an der Seite die Keyboards aufgeklebt hat. Und die (mögliche) Intention der Einheitskluft passt nicht zu ihrer Wirkung. Denn die ruft eher Assoziationen mit dem Ku-Klux-Klan oder futuristischen Filmen über totalitäre Regime hervor.

Aber vor allem passt die Musik nicht zum Publikum: Die ist zwar gar nicht schlecht, aber eben nicht der vorwärts treibende, tanzbare Gitarren-Sound, für den – ohnehin nur mehr – 1500 Fans in den Gasometer gekommen sind. Dazu quatscht Norén von Liebe und seiner "Lieblingsstadt Wien", erzählt, dass er der Diener seines Publikums ist, während sein Gehabe höchst egoistisch wirkt.

Als Mando Diao dann noch zu sphärischen Klängen im Kreis um die Pyramide stapfen, glaubt man endgültig, sie sind zugedröhnt, im falschen Kult – oder beides.

Nicht wenige gehen. Etwas zu früh. Denn irgendwann legen Norén und Dixgård doch die Leintücher ab und spielen – in weißen Badehosen – Hits wie "Down In The Past", "Gloria" und "Dance With Somebody". Endlich kommt Stimmung auf. Allerdings viel zu spät, um den Eindruck "Die sind völlig abgedreht" wieder auszulöschen.

KURIER-Wertung:

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