Zucker für die Ohren
Mamma Mia!": Eigentlich ist das Bonbon schon gelutscht. Das Musical schon durch fast alle Mehrzweckhallen getourt. Aber die Vereinigten Bühnen gingen auf der Suche nach einer Cash Cow auf Nummer sicher.
Sie setzen im Raimund Theater auf Bewährtes. Ergo auf die Bewirtschaftung des Abba-Mythos. Auf das harmonisch hemmungslos aufgezuckerte Schmachtgut im globalisierten Entertainment.
So darf sich jeder als "Dancing Queen" fühlen, ob jung und süß und erst 17. Oder im fortgeschrittenen Alter und schon rund um die Hüften. Prompt gab es Mittwoch bei der Premiere zum knallbunten Schönklang-Spaß-Event Jubel, Trubel, Heiterkeit. Der Star des Abends sind die fast zwei Dutzend Abba-Disco-Hits zum Mitklatschen und Mitsingen, einst als Billig-Pop verachtet, mittlerweile Kult.
Immerhin hatte die Show seit der Londoner Uraufführung 1999 knapp 55 Millionen Zuschauer weltweit. Die deutsche Version in Wien mit Liedtext-Übersetzungen von Michael Kunze, bekannt als Autor von Erfolgen wie "Elisabeth" oder "Rebecca", ist weitgehend frei von Peinlichkeiten.
Zum Klamauk wird auf Plateau-Schuhen getanzt und viel gekreischt. Der Rest ist Endorphinausschüttung durch Bubble Gum für die Ohren: Gute-Laune-Oldies wie "Super Trouper", "Chiquitita" oder "Money, Money, Money" vom Schweden-Quartett aus den 70er- und 80er-Jahren.
Szenenfotos
Evergreens
Die um den Pop-Reigen gestrickte Story rankt sich um eine amouröse Verbandelung in einem bewegten Sommer. Am Vorabend ihrer Hochzeit will es die 20-jährige Sophie endlich wissen: Wer ist ihr Vater? Im Tagebuch ihrer Mutter Donna finden sich Hinweise auf drei Liebhaber, die sich auf Einladung der Tochter nach 20 Jahren wieder an dem Ort treffen, mit dem sie die Erinnerung an ein romantisches Abenteuer verbindet. Das Chaos ist perfekt ...
Ana Milva Gomes, bekannt aus "Sister Act" oder "Natürlich blond", ist eine patente Donna, die schon mit ihrem Solo "Der Sieger hat die Wahl" die Herzen erobert. Die meisten Lacher ernten ihre schrägen Freundinnen: Susa Meyer als Jet-Set-Diva Tanja im Duo mit Jacqueline Braun als Rosie.
Die junge Hamburgerin Madeleine Lauw wirkt als Braut Sophie wie auf Speed: hyperaktiv, wild gestikulierend, aber vokal schwach. Auch ihr Partner Andreas Wanasek als Sky beeindruckt mehr mit auftrainiertem Oberkörper als mit Stimme.
Eine schrille Show
Stück "Mamma Mia!", die deutschsprachige Version des Abba-Hit-Musicals von Benny Andersson & Björn Ulvaeus.
Eindruck Regisseurin Phyllida Lloyd hat das Stück flott in Szene gesetzt. Herzerwärmend Ana Milva Gomes als Donna. Madeleine Lauw als ihre herzige Tochter auf Vatersuche bleibt stimmlich etwas blass.
KURIER-Wertung:
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