Malerei und Skulptur, zwischen Privatvergnügen und nötiger Struktur

Malerei und Skulptur, zwischen Privatvergnügen und nötiger Struktur
Mit neuen Bild-Objekten von Katrin Plavčak schließt die Initiative „wirzeigen“ ihre zehnjährige Präsenz im Wiener Semper-Depot ab

„Ich mag Kunst, die verwendet wird“, sagt Katrin Plavčak. Die jüngsten Werke der Malerin können also herumgetragen, aufgestellt und immer wieder neu kombiniert werden – Pappaufsteller vor Kinos, erklärt sie, seien eine Inspiration dafür gewesen. Wie seltsame Wesen bevölkern die Bild-Skulptur-Hybride noch bis 22. 10. den großen Saal im Wiener Semper-Depot – ein Raum, der für die ablenkungsfreie Präsentation hehrer Malerei ohnehin nur schwer geeignet ist.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Ausstellung der 1970 in Gütersloh geborenen, in Zeltweg aufgewachsenen Künstlerin gerade jetzt zu sehen ist: Sie bildet auch den Abschluss des Projekts „wirzeigen“ , einer privaten Kunstinitiative des Unternehmers Georg Folian und seiner Mitstreiterinnen Gerhild Stangl und Kathrin Hofmann-Sewera.

Zehn Jahre lang füllte das Projekt eine Lücke zwischen Galerien und Ausstellungshäusern und gab verdienten Kunstschaffenden, die weder „up and coming“ noch vollständig arriviert waren, eine Plattform. „Wir hatten da eine Erfolgsserie“, sagt Folian mit Blick auf Personen wie Ashley Hans Scheirl, die 2014 ausgestellt wurde und sich in Folge für die documenta 14 (2017) und die Venedig-Biennale 2022 qualifizierte.

Voller Pop-Referenzen

Für viele Künstlerinnen und Künstler (das Geschlechterverhältnis war 50/50) bot „wirzeigen“ die erste Solo-Schau in Wien. Plavčak hatte eine solche 2009 in der Secession – damals setzte sie dem „Krauthappel“ einen großen schwarzen Schnauzbart auf.

Den Ausbruch aus klassischen Räumen der Malerei erprobte die Künstlerin auch mit einem Denkmal für Falco, das 2018 in Gansbach/NÖ enthüllt wurde: Das Objekt folgt ebenfalls der Idee zweier überkreuzter Silhouetten, wie sie jetzt im Semperdepot zu sehen sind. Einige der Objekte seien als Akteure eine noch zu vollendenden „Elektro-Operette“ gedacht, erklärt Plavčak, die selbst auch als Musikerin aktiv ist.

Ob das private Mäzenatentum „persönliche Eitelkeit oder notwendige Kunstförderung“ darstellt, ist indes Thema einer hochkarätig besetzten Veranstaltung am Donnerstag (14. 10., 19.30 Uhr) im Semperdepot. Unter der Leitung von KURIER-Kulturredakteur Thomas Trenkler diskutieren der Künstler Alfredo Barsuglia, Georg Folian, Ruth Goubran (Head of Sponsoring, Erste Group), Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Hemma Schmutz, die Direktorin des Lentos Museum in Linz. Michael Huber

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