von Helmut Christian Mayer
Das Beste kam zum Schluss: Mit Gänsehautfaktor erklang das schmerzvolle Melos des Adagios des Finalsatzes. Sein ausdrucksvolles Hauptthema, ein breit strömender mehrfach variierter Gesang der Streicher, gehört, wie der ganze Satz, zum Überzeugendsten, was Mahler je geschaffen hat. Bei den Salzburger Festspielen im vollen Großen Festspielhaus erlebte man bei den Wiener Philharmonikern unter Andris Nelsons herrlich warme, ungemein farbige Streicherklänge, die „ersterbend“ in tiefster Resignation aber auch im „Glauben an die Fortdauer der Existenz nach dem Tode“ endeten.
Schmerz und Resignation
Und es ist auch kein Wunder, dass kein Geringerer als Alban Berg, der der Uraufführung der 9. Symphonie unter der Leitung von Bruno Walter 1912 in Wien beiwohnte, über dieses Werk als „das Herrlichste, das Gustav Mahler je geschrieben hat“, urteilte. Mahlers letzte vollendete Symphonie, die „Neunte“, deren Uraufführung er nicht mehr erlebte, ist ebenso wie das vorangegangene „Lied von der Erde“ erfüllt von Todessehnsucht, Schmerz und Resignation. Das monumentale Werk entstand unter dem Eindruck quälender Todesahnung und ist voll verinnerlichten Ausdrucks und polyphoner Stimmführung.
Orchestrale Entladungen
Unter dem souveränen Dirigat des lettischen Maestros, jeden Einsatz gebend und jede Phrase intensiv gestaltend, wurden die Klangwelten des mährischen Komponisten wunderbar herausgearbeitet. Sehr differenziert und transparent, mit großer Präzision und ausgereizter Dynamik, bis hin zu kaum mehr hörbaren Pianissimi, erklangen die extremen Themenkontraste der gewaltigen orchestralen Entladungen und der Lyrismen mit einem weichen, gesanglichen Grundzug.
In allen Sätzen, auch bei der täppischen Ländler-Parodie im zweiten, wie auch im wilden Totentanz im dritten, fehlte es nicht an stetigen Spannungen und großen Emotionen. Riesiger Jubel!
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