Madredeus: Herbst-Melancholie im Konzerthaus

Madredeus: Herbst-Melancholie im Konzerthaus
Die portugiesische Band Madredeus vermischte im Konzerthaus Klassik, Volksmusik und Pop zu gemächlicher, kitschfreier Schönheit.

Die Musik von Madredeus lebt von ineinanderfließenden, melancholischen Zeitlupenmusiktragödien im portugiesischen Liedgewand, so nah an der Träumerei gebaut, dass mitunter auch der Schlaf leise drohend am Horizont auftaucht.

Zumindest für jene, die nicht wussten, worauf sie sich beim Auftritt des Ensembles im Wiener Konzerthaus eingelassen hatten (davon gab es, wie ein Abwanderstrom gegen Ende des Konzertes bewies, so manchen).

Wer aber dem Charme dieses stillen Flusses verfallen ist – wenn man das ist, ist man es haltlos –, für den war am Dienstag Musikglück angesagt: Bei dem Ensemble, das mit dem Wim-Wenders-Film "Lisbon Story" zu Berühmtheit gelangte, fließt Neo-Folk gemächlich mit Klassik, Volksmusik und Pop ineinander, durchwoben von der Traurigkeit des gefühlsverwandten Fado.

Das könnte schmalzig sein, aber das 1985 gegründete Quintett (verstärkt durch Sängerin Beatriz Nunes) bleibt von Kitsch erfreulich frei (auch wenn hin und wieder der 80er-Jahre-Keyboard-Sound böse durch die Klangwolke schneidet). Ansonsten: Akustikgitarren perlen, Streicher schmeicheln, Nunes zieht melancholische Linien darüber.

Und da gibt man es einfach irgendwann auf, die Lieder unterscheiden zu wollen: Soll doch alles gleich klingen, so lange es so schön ist.

KURIER-Wertung: **** von *****

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