Machtmissbrauch in Hollywood: Schwere Vorwürfe gegen US-Produzenten

Machtmissbrauch in Hollywood: Schwere Vorwürfe gegen US-Produzenten
Erfolgsproduzent Scott Rudin soll Mitarbeiter misshandelt haben.

Scott Rudin ist nicht Harvey Weinstein. Aber er ist der nächste große US-Produzent – seine Filme gewannen 23 Oscars bei 151 Nominierungen, seine Bühnenproduktionen 17 Tony Awards –, der sich mit schweren Vorwürfen wegen Machtmissbrauchs und seines Umgangs mit (vorwiegend jungen) Mitarbeitern konfrontiert sieht.

Rudin habe, berichtet der Hollywood Reporter, einem Assistenten mit einem Computermonitor derart auf die Hand geschlagen, dass der Mann mit blutenden Wunden ins Spital gebracht werden musste. Der Produzent warf auch mit Glasschüsseln und Computern.

Er soll sich rassistisch geäußert haben – wofür er sich bereits entschuldigen musste, nachdem eine eMail öffentlich wurde, in der er Barack Obama verspottete.

Und er soll einer Mitarbeiterin mit Diabetes untersagt haben, medizinisch notwendige Bewegung im Fitnesscenter zu absolvieren – und zwar um 5.30 Uhr in der Früh, da diese Mitarbeiterin um diese Uhrzeit schon arbeiten sollte.

Lange bekannt

Es geht hier um unmenschlichen Umgang mit Mitarbeitern, nicht um sexuelle Übergriffe. Was den Fall mit Weinstein (der jüngst Einspruch gegen seine Verurteilung eingelegt hat) vergleichbar mache, so der Bericht, ist, dass Rudins Verhalten seit Jahrzehnten öffentlich bekannt war. 119 Assistenten habe er in fünf Jahren verbraucht, sagte Rudin selbst. Der Hollywood Reporter berichtet von einer Stimmung der Angst unter den Mitarbeitern.

Dem erfolgreichen Produzenten wurde sein aggressives Verhalten jedoch lange nachgesehen. Der Erfolg zählte mehr: Rudin ist einer von nur 16 Menschen, die bisher „EGOT“ wurden, also einen Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award gewonnen haben. Und wer sich mit Rudin anlegt, dessen Karriere im Showbusiness kann ganz rasch enden.

Einmal schaltete er eine Anzeige in der New York Times, um einen Kritiker der Zeitung zurechtzuweisen.

Nun aber begehren mehrere ehemalige Mitarbeiter gegen den mächtigen Mann auf. Und geben damit jener Gegenbewegung im Kulturbereich, die sich gegen Machtmissbrauch stellt, neuen Antrieb. #MeToo und andere Bewegungen waren im Umfeld der Pandemie ins Abseits geraten; die Kultur und viele Menschen, die in dieser Branche arbeiten, kämpften im vergangenen Jahr ums finanzielle Überleben. Die strukturellen Probleme, gegen die sich #MeToo und andere Bewegungen richten, sind jedoch nicht von selbst verschwunden.

Auch in Europa nicht, wo es ähnliche Machtstrukturen wie in Hollywood, aber weit weniger Konsequenzen gegeben hat: Kaum ein mächtiger Mann musste seinen Kulturposten räumen. Hier zählt die Liebe zur kulturellen Höchstleistung oft mehr als eine kritische Selbstschau.

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