Lukas Wendja Plöchl: Im Kampf gegen das brachiale Selbst

Lukas Wendja Plöchl: Im Kampf gegen das brachiale Selbst
Der Ex-Trackshittaz-Star macht sich Gedanken über das Streben nach Anerkennung und andere Zeit-Phänomene.

„Wir Menschen neigen dazu, immer das Unterscheidende hervorzuheben. Aber bricht man all unsere unterscheidenden Schalen auf, bleibt eine Sache, die uns verbindet: die Liebe!“

Darüber hat Lukas Wendja Plöchl seinen neuen Song „Für die Liebe“ geschrieben – nach einer heftigen Auseinandersetzung mit einem ihm nahestehenden Menschen: „Wir hatten auf einmal zwei Standpunkte, verschieden wie Tag und Nacht, und das Gefühl, das zwischen uns renkt sich unmöglich wieder ein“, sagt der 29-Jährige, der 2011 mit den Trackshittaz und deren Traktor-Rap-Sound bekannt wurde. „Ich glaube, der Streit war nicht, weil wir tatsächlich so verschieden sind, sondern ein Symptom der Zeit: Wir vergleichen uns – nicht um festzustellen, dass wir gleich sind, sondern um herauszufinden, wer recht hat, wer besser ist und was an dem anderen falsch ist.“

Poet und Prolet

Es ist typisch für Plöchl, dass ihn ein derartiger Vorfall tagelang beschäftigt. Aber erst seit 2017 schreibt er auch Songs darüber. Als Wendja veröffentlichte er damals das Solo-Album „Poet & Prolet“, bei dem er mit einigen Nummern an den herumalbernden Party-Sound der Trackshittaz anschloss, mit anderen aber tiefergehende Gedanken transportierte. Um die Abgrenzung und den Neustart deutlich zu machen, nannte er sich dafür nach seinem zweiten chinesischen Vornamen Wendja. Aber: „Ich hatte dabei das Gefühl, gegen einen Typen zu kämpfen, der ich selbst zwar einmal war, der aber ziemlich brachial war. Natürlich bin ich dieselbe Person wie zu Trackshittaz-Zeiten. Aber momentan ist es für mich extrem wichtig, etwas auszusagen, das Wert hat.“

Lukas Wendja Plöchl: Im Kampf gegen das brachiale Selbst

Plöchl beim Videodreh zu "Für die Liebe" in Zypern.

Das macht Plöchl jetzt im Alleingang. Denn mit dem Label, das „Poet & Prolet“ rausbrachte, war das nicht mehr möglich. „Ich habe ihnen danach immer wieder Demos für ein weiteres Album geliefert, von denen ich total überzeugt war. Aber die Reaktion war immer nur: ,Ich hör da keinen Hit raus.‘“

Deshalb veröffentlicht er jetzt nur mehr übers Netz, kann sich so unkommentiert seinen Gedanken hingeben und etwa in „Wenn ich geh“ über Anerkennung sinnieren. Die wurde ihm nämlich nach ein paar Jahren Hype in der „harten Zeit“ nach dem Auftritt der Trackshittaz beim ESC in Baku wieder entzogen.

„Da hab’ ich überlegt, die Awards aufs Häusl zu hängen, weil ich mich von diesem Anerkennungsspiel lösen wollte. Aber das war ja auch nur eine Trotzreaktion und keine Lösung. Denn jeder Mensch strebt nach Anerkennung. Ich denke, das liegt daran, dass wir instinktiv wissen, dass wir leichter überleben, wenn wir Teil einer Gruppe sind. Mittlerweile sage ich deshalb, es ist okay, danach zu streben. Aber ich will mich nicht darüber definieren.“

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