Dabei setzen sie nicht auf eine durchgehende Handlung, sondern greifen auf klassische Formen wie Nummernrevue und Doppelconférence zurück. Nicht etwa als der G’scheite und der Blöde – wenngleich Gernot sagt: „Du spielst Dick und Doof, wen spiel’ dann ich?“ Die Sticheleien entzünden sich eher am Generationsunterschied zwischen „Babyboomer“ Gernot (59) und „Millennial“ Stipsits (40).
Die politische Gegenwart spielt überhaupt keine Rolle, vielmehr die Vergangenheit, in der beileibe nicht alles besser war: Kinder dienten als Ersatz für die noch nicht vorhandene Fernbedienung (Stipsits: „Ich war FS2, mein Bruder FS1“) und die Influencer saßen am Stammtisch, um ihre Follower einzusammeln.
Rauhaardackelgrammeln und Hansis Moonboots
Ihr Publikum sammeln Gernot & Stipsits auch mit gespielten Szenen ein – als lästernde Adelige im Kaffeehaus und vor allem als Tiroler, die zuerst harmlos über Hundezucht palavern, um dann bei „Rauhaardackelgrammeln“ und der Herkunft von Hansi Hinterseers Moonboots zu landen. Der kultverdächtige Dialog geht über in eine Reihe alpiner Italo-Western-Parodien.
Die Fähigkeiten von Gernot und Stipsits an der Gitarre machen „Lotterbuben“ zum überzeugenden Gesamtpaket. Adriano Celentanos „Una festa sui prati“ wird etwa umgetextet in „Hobt’s es goa ka Surbrati?“. Die Familie Zipfelreiter, um die es in dieser Nummer geht, will auch an der Adria nicht auf österreichische Küche verzichten.
Pointenmäßig mag hier vieles Hausmannskost zu sein, aber die beiden Schmähbruder harmonieren blendend, fangen auch böse Respektlosigkeiten (wie z. B. einen gespielten überroutinierten Koitus) mit viel Charme ab und beziehen das Publikum gekonnt ein.
Nach einem geschickt verzahnten Austropop-Medley sind die Standing Ovations im Wiener Globe zwar für Gernot „keine Selbstverständlichkeit“, aber absolut verdient.
KURIER-Wertung: ****
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