Dreiecksgeschichte bei den Schrumpfköpfen

Vom Leben der berühmten Margaret Mead inspiriert: „Euphoria“ ist Lily Kings vierter Bestseller.
Euphoria. US-Ethnologin Mead, etwas fiktiv.

Vergeben: Dieses Wort gefällt (und verwundert) im Zusammenhang mit den Indianerstämmen und den Ureinwohnern im Urwald. Die waren in den 1930er-Jahren alle schon vergeben ... an die vielen Ethnologen, die sich bei ihnen einquartierten, Salz und Rasierklingen spendierten und dafür Fragen stellten zum Thema Essen und Hierarchie und Sexualität.

Was fühlst du, wenn du deine Mutter siehst?

Mit wie vielen Burschen hast du schon geschlafen?

Manche Wissenschaftler ließen sich von den "Forschungsobjekten" die Hemden waschen und bekochen.

Paradies?

Dreiecksgeschichte bei den Schrumpfköpfen
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Heute gilt die Amerikanerin Margaret Mead als altmodisch und ist umstritten. Aber sie bereitete den Weg für die sexuelle Revolution vor.

In den 1920er-Jahren wurde sie weltberühmt (28 Ehrendoktorate). Auf Samoa hatte sie junge Mädchen beobachtet – dort sei die Pubertät wundervoll, problemlos, ohne Aggressionen, voller Liebesabenteuer.

Über ihr Bild der Südsee-Idylle wunderten sich später Kollegen, denn z. B. haben jüngere Samoaner die höchste Selbstmordrate der Welt, und ein als friedlich beschriebenes Volk geht zu den Nachbarn Frauen rauben.

Margaret Mead war 1933 mit ihrem australischen Ehemann Reo Fortune, ebenfalls Ethnologe (und eifersüchtig auf den Erfolg Margarets), sowie dem Engländer Gregory Bateson, ebenfalls Ethnologe (und bald ihr dritter Ehemann) in Neuguinea auf Feldforschung.

"Euphoria" erzählt eine Dreieckepisode, die wahr sein könnte. Eine Bereicherung in Meads Leben, obwohl doch bloß Fiktion. (Was alles möglich ist!) Namen verwendet die 52-jährige Amerikanerin Lily King erfundene.

Es ist ein Abenteuerroman bei Schrumpfköpfen und drei starken Egos. Die New York Times wählte ihn zu einem der zehn besten Bücher 2014.

"Euphoria" ist dicht wie der tropische Dschungel. Fleischig, obwohl – Hurra! – kein dicker Schinken.Witzig und intelligent. Der Titel drückt das Gefühl aus, wenn die Ethnologen etwas entdeckt haben, das sie die Menschen besser verstehen lässt; und er passt zur Freude, die wir in den Dörfern am Fluss mit Namen Sepik haben werden, wo ja nicht so oft der Urlaub hinführt.

KURIER-Wertung:

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