Liebling, das MAK ist geschrumpft

Liebling, das MAK ist geschrumpft
Das MAK will "Lust auf angewandte Kunst" machen – und zeigt Schätze aus dem Depot in kuriosen Konstellationen.

Wie zieht ein Museum heutzutage Menschen an? Mit dem Staubsauger. Ein solcher steht in der keilförmigen Vitrine am Beginn der MAK-Schau "Magie der Vielfalt", die selbst als eine Art Saugvorrichtung für den Besucher funktioniert: Dieser wandert von einer weiß-silbrigen Digicam, einer Brille und einem Weinregal hin zu einer E-Gitarre und einer Porzellanfigur, von kleinen Dingen zu großen, von roten zu blauen Gegenständen.

Die Kriterien, nach denen Museen Dinge sammeln, ordnen und ausstellen, sind veränderbar, will dieses Arrangement sagen. Und die Kriterien zu hinterfragen, das Museum neu auszurichten, ist die Mission des seit September 2011 amtierenden Direktors Christoph Thun-Hohenstein, der nach einer Serie von im Museum abgehaltenen Selbsterforschungs-Sitzungen nun jede Abteilung bat, Ideen in Form von Objekten und Zusammenstellungen auf den Tisch bzw. in die Ausstellungshalle zu legen.

Fransig

Bei aller Fransigkeit, die so einem Projekt innewohnt, ist "Magie der Vielfalt" eine sehr sympathische Ausstellung geworden: Das Museum zeigt sich darin in einer Nussschale, es präsentiert sich nicht durch Renommierobjekte, sondern durch selten Gesehenes aus dem Depot: Eine dem Architekten Theophil Hansen zum 70. Geburtstag gewidmete Statuette des Siegeswagens vom Parlamentsgebäude ist zu sehen, eine Vitrine mit Mode von Helmut Lang, eine in Silber und Email gefasste "Festschrift" zum 25. Museumsjubiläum, die alle Hochglanz-Publikationen vergangener Dekaden in den Schatten stellt. Die Gegenstände haben Aura, und die Freude der Kustoden, die Objekte zeigen zu können, scheint spürbar.

Doch das MAK will in die Zukunft, und so werden Dinge auch um große, bedeutsame Themen gruppiert: "Wie lassen sich Strukturen analytisch zerlegen?", "Welche Rolle spielt Afrika in einem Museum für angewandte Kunst?" "Was für eine Anstalt ist eigentlich die Institution Museum?" fragen Wandtexte, und alte und neue Objekte, Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände sollen Antworten geben. Nicht alle dieser Dialoge will man auf ganze Ausstellungen ausgewalzt sehen. Aber Neugierde weckt dieses "Work in Progress" allemal.

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