„Liebesg’schichten“ - nun mit Nina Horowitz: Herz sucht Herz
Es ist schwer, sich am Schreibtisch eines Fremden zurechtzufinden. Da liegen zwar auch Stifte, aber wo ist der Spitzer, wenn man ihn braucht? Und gibt es Papier?
Komplizierter verhält es sich, wenn man eine Fernsehsendung übernimmt, noch dazu dann, wenn die von einer verstorbenen Legende stammt, die bis zuletzt gedreht hatte. Nina Horowitz (43) ist die Nachfolgerin von Elizabeth T. Spira, die im Vorjahr verstorben ist.
Schon ganz schön riskant, aber an dieser Stelle darf beruhigt werden: Die neue Macherin ist mindestens gleich gut wie das Original. Die „Liebesg’schichten“ sind die „Liebesg’schichten“ sind die „Liebesg’schichten“.
Die Singles, die es in die engere Auswahl geschafft haben, luden Kamerateam und Interviewerin wie gehabt zu sich nach Hause ein. Dort stellen sie sich vor, die Interviewerin hakt aus dem Off nach. Die Kameraperspektive, die beiläufig wirkenden Fragen, die dunkle Stimme, die Schwenks auf die Dekorationsobjekte, mit denen Herr und Frau Österreicher ihre Wohnräume gestalten – Horowitz interpretiert Bewährtes behutsam neu.
Die Stars sind ohnehin die Kandidatinnen und Kandidaten: Da ist etwa der Steirer Manfredo, der es sich nicht nehmen lässt, vor der Kamera aus dem Fenster zu trällern. Oder Edmund, 62-jähriger pensionierter Personalverrechner aus Niederösterreich, der von seiner gescheiterten langjährigen Ehe erzählt. Und er, der kein Wässerchen zu trüben scheint, entpuppt sich als (reuiger) Fremdgänger.
Annemarie, 74-jährige pensionierte Sängerin aus Tirol, hat wiederum unter einem untreuen Ehemann gelitten. Dafür hatte sie in früheren Jahren eine Liebschaft mit Roy Black.
Wie Spira hegt und pflegt Horowitz die oft ungewöhnlichen Charaktere samt ihren biografischen Besonderheiten. Die Interviews dienen dazu, die Zuschauer zu unterhalten, vermitteln aber auch ein gutes Bild von den Singles, die ihr Herz zu Markte tragen.
Horowitz drängt der Sendung weder ihren Stil auf, noch imitiert sie ihre Vorgängerin – die Ähnlichkeiten sind authentisch. Wo Änderungen vorgenommen wurden, sind sie gelungen: Das Intro zeigt jetzt keine Torten, sondern animierte Herzen, die Musik wurde verändert (und ist an manchen Stellen auffällig gut ausgewählt), die Kameraleute sind andere, leisten aber im Wesentlichen die gewohnte Arbeit.
Elizabeth T. Spira fehlt. Aber sie hat die perfekte Nachfolgerin bekommen.
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