Lieber jemenitische Piraten als ein Leben für die Firma Maggi

Flucht in einem kleinen Segelboot: Henry de Monfreid.
Der französische Abenteurer Henry de Monfreid war auch ein feiner Schriftsteller.

Die Geheimnisse des Roten Meeres. Der Wind ist ein bleichmähniges Monster, vor dem die Wellen fliehen. Das Meer gleicht manchmal einer schwerfälligen Herde. Die genügsame Doum-Palme braucht bloß eine Erinnerung an Regen, um wachsen zu können.

Klingt alles bestens.

Der französische Abenteurer Henry de Monfreid war auch ein feiner Schriftsteller: und selbst wenn er über sich erzählte, ließ er dem Roten Meer die Hauptrolle.

Kabellänge

Nur was er mit den „ Kabellängen“ aufgeführt hat, ist übertrieben. (Oder war es sein Übersetzer?)

Einmal ist er „ein paar Kabellängen“ von einem Riff entfernt, dann segelt er „wenige Kabellängen“ an einer Insel vorbei, und schon ist eine Klippe nur „eine halbe Kabellänge“ weit weg ...

Das Rote Meer – ein Kabelsalat?

Aber das ist nur eine Kleinigkeit, gemessen an dem Reichtum, den de Monfreids erster Teil seiner Autobiografie zu bieten hat.

1931 waren „Die Geheimnisse des Roten Meeres“ in Frankreich ein Bestseller.

Lieber jemenitische Piraten als ein Leben für die Firma Maggi

Heuer erst wurde das Buch erstmals ins Deutsche übertragen, und ob alle weiteren Teile folgen werden, ist mehr als ungewiss.

In Frankreich ist der Mann ein Mythos gewesen: Spätestens, als er sich 1947 in ein herrschaftliches Haus im Land zurückzog und bis zu seinem Tod 1974 Romane über Afrika schrieb, Künstler empfing (wie einst sein Vater, der mit Matisse und Gauguin befreundet gewesen war).

Und täglich rauchte de Monfreid sein Opiumpfeifchen. 95 Jahre wurde er alt.

Und vorher? Was genau war er vorher? Bei Maggi arbeitete er als Chemiker, danach – 1911 – im damaligen Abessinien als Buchhalter eines Kolonialwarenhändlers.

Lieber Piraten

Er flüchtet aufs Meer. Vor allem flüchtet er vor dem kleinbürgerlichen Europa.

Wird lieber Perlentaucher. Streitet lieber mit jemenitischen Piraten. Schmuggelt Waffen an den Briten vorbei nach Ägypten. Schmuggelt Haschisch. Ist in Äthiopien Besitzer eines Elektrizitätswerks. Sitzt im Gefängnis. Ist im Ersten Weltkrieg Spion für Frankreich ... und ist nach wie vor Medizin gegen das Fernweh.

KURIER-Wertung:

INFO: Henry de Monfreid: „Die Geheimnisse des Roten Meeres“ Übersetzt von Gerhard Meier. Unionsverlag. 302 Seiten. 20,60 Euro.

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