Lewis Capaldi live in Wien: Powerballaden, Humor und zwei Superhits
Es war schon recht kurz, das Konzert von Lewis Capaldi Dienstagabend in der Wiener Stadthalle. Nur zwölf Songs hatte der schottische Singer/Songwriter in unsere Hauptstadt mitgebracht.
Schon klar, er hat immer noch nur ein einziges Album und ein paar EPs auf dem Markt - obwohl er schon 2017 weltweit durchstarten konnte und seither über 31 Millionen Tonträger verkauft hat. Aber da war ja auch die Pandemie dazwischen. Die ist sicher mit ein Grund, warum Capaldi gar nicht so rasend viele Lieder hat.
Er hat aber vor allem auch nicht so rasend viele herausragende Songs. Eigentlich nur zwei. Das zeigte sich in der Stadthalle gleich nach dem Beginn mit „Forget Me“. Eine Weile reihten sich Lieder aneinander, die bestenfalls in Capaldis britischer Heimat Hits waren und seinen typischen Stil breittreten: Balladen, die von verlorener Liebe handeln und die zweifellos bemerkenswerte Power-Stimme des 26-Jährigen in den Mittelpunkt rücken. In Melodie und Rhythmus, in den Harmonien und den konventionellen Arrangements mit Keyboards, Bass, Gitarre und Drums ähneln sie einander aber ein bisschen zu stark.
Es lag einerseits an den 11.000 begeisterten Fans, die jeden Ton mitgrölten und perfekt Stimmung machten, dass die Show in dieser Phase nicht langweilig wurde. Es lag aber auch an Capaldi selbst, der zwischen den Songs (und manchmal sogar mittendrin) Witze riss und zwanglos - fast wie ein Komödiant - mit den Verehrerinnen in den vorderen Reihen plauderte.
Er erzählte, dass sein Idol Harry Styles sein gebrochenes Herz geheilt habe, weil der ihn am Samstag bei den Brit-Awards in London auf den Mund geküsst hatte. Er machte sich über das Bild lustig, das er der Kamera bot, die seinen Hintern übergroß auf die LED-Schirme über ihm projizierte, als er sich am vorderen Bühnenrand niederkniete und vorbeugte, um ein Selfie mit einem Fan zu machen. Dass er sein Handwerk in den Pubs von Glasgow, durch die er seit seinem 15. Lebensjahr getingelt war, gelernt hat, war daran deutlich zu merken.
Und ein paar bemerkenswerte Songs, die nicht ohne Grund Welthits waren, hat Capaldi ja schon. „Bruises“, jener Hit, der ihn 2017 innerhalb weniger Wochen berühmt gemacht hatte, war der Höhepunkt in der Mitte der Show, bevor wieder die eine Reihe durchaus netter, aber nicht herausragender Power-Ballden kam.
Gegen Ende bedankte sich Capaldi bei den Wienern, weil jedes Konzert, das er bisher hier gespielt hatte (eines in der Arena, eines im Gasometer) wie das in der Stadthalle ausverkauft war. Und er kündigte an, dass zwar bald Schluss sei, er aber nach einer Toilettenpause wiederkommen und zwei weitere Songs spielen werde.
Es war dann doch nur mehr einer. Aber der, den jeder noch unbedingt hören wollte: „Someone You Loved“ Capaldis Superhit und sein bester Song, wurde zu einem triumphalen Finale. Und weil er eben nicht mehr Songs dieser Klasse hat, war es zwar überraschend, aber auch sehr gut, dass nach nur zwölf Songs Schluss war.
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