Leopold Museum: Malerei als Musik der Farben

Gabriele Münter, "Landschaft mit weißer Mauer" (Ausschnitt)
Ausstellung."Farbenrausch" (bis 11. Jänner) im Leopold Museum.

Ein schöner Kontrast zum herbstlichen Grau: Die deutschen Expressionisten fackeln Farbfeuerwerke ab im Leopold Museum. Zunächst "etwas Neues, aber keine Konkurrenz", so der Kurator Franz Smola: die Installation "Parallaxis" des Medienkünstlers Virgil Widrich, die psychedelische Farbensymphonien kreiert.

Dann ein "Best of" der renommierten Sammlung des Osthaus Museums Hagen, ergänzt um rund 30 Werke aus dem Leopold Museum und der Privatsammlung Leopold.

Gezeigt werden bei der üppigst bestückten Präsentation zur frühen Moderne für die "Brücke"- und "Blaue Reiter"-Künstler "typische Werke", so Smola.

Leopold Museum: Malerei als Musik der Farben
Farbenrausch Expressionismus im Leopoldmuseum
Etwa Jawlenskys "Mädchenkopf mit rotem Turban und gelber Agraffe" (1912) oder Ernst Ludwig Kirchners "Künstlergruppe" (1913).

Außerdem Arbeiten des Einzelgängers Christian Rohlfs, der am liebsten die Natur malte: leuchtende Landschaften. Ein Blickfang auch seine bemalten und grob behandelten Blätter von expressiver Ausdruckskraft. "Seine Malerei ist Musik der Farben", urteilte einst der Sammler Karl Ernst Osthaus.

Die Pracht der nahen und fernen Paradiese ist auch Thema in einem der grün, blau oder violett ausgemalten Säle: von Otto Muellers Badeszenen bis zu Emil Noldes ethnologischen Studien. Später machen zwei mit dem Fernweh ernst: Nolde reist nach Deutsch-Neuguinea und Max Pechstein auf die Palau-Inseln.

Leopold Museum: Malerei als Musik der Farben
Farbenrausch Expressionismus im Leopoldmuseum
Neben den Themen Akt sowie Faszinosum und Trauma des Großstadtlebens gibt es oft Porträts bei den "Brücke"-Künstlern, vor allem gegenseitige, sogenannte Freundschaftsbildnisse.

Allerdings beschreibt das Wort "Farbenrausch" allein den Wandel in der Malerei unzureichend: Die Künstler gehen nicht mehr naturalistisch vor, sondern setzen die Farbe subjektiv ein. Es kommt zu Formverzerrungen, zu einer Überbetonung der Umrisslinien und einer radikalen Reduktion auf das Wesenhafte. Die Perspektive wird nicht mehr nach den strengen Regeln, sondern höchst eigenwillig angewandt.

Doch ganz klar im Vordergrund steht die Farbe. Und mehr Farbe, so viel steht fest, geht kaum noch.

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