Leopold Museum hofft auf Mitleid der Mäzene

Blendende Laune bei der Antrittspressekonferenz: Hans-Peter Wipplinger und Elisabeth Leopold
Wipplinger zeigt kaputte Kunst, will mehr Geld, punktet mit Programm und provoziert die IKG.

Wie kaputt ist die Sammlung des Leopold Museums? Hans-Peter Wipplinger, seit 1. Oktober Direktor, gewährt Einblicke: Ab 29. Jänner zeigt er unter dem Titel "Verborgene Schätze der Sammlung" einen Gutteil jener Werke, die bereits 1994, als die Stiftung Leopold gegründet wurde, derart ramponiert waren, dass man sie nie gezeigt hat.

Wie groß das Konvolut der Objekte "im prekärem Erhaltungszustand" ist, verriet Wipplinger, bis vor Kurzem Chef der Kunsthalle Krems, bei seiner Antrittspressekonferenz am Donnerstag nicht. Im Pressetext steht lediglich, dass "nicht nur einige der rund 1000 Gemälde" als Sanierungsfälle angesehen werden. Deren Zurschaustellung soll "Mitleid" hervorrufen – bei Donatoren.

Prekär ist ja auch die finanzielle Situation des Leopold Museums. Denn die Subvention für die Stiftung beträgt nur rund 3,36 Millionen Euro. Das Mumok zum Beispiel, ebenfalls im MQ beheimatet, erhält 8,79 Millionen Euro – und damit mehr als doppelt so viel. Um die eigenen Leistungen hervorzustreichen, verglich Gabriele Langer, die neue kaufmännische Direktorin, die Privatstiftung mit den Bundesmuseen. Man habe den höchsten Anteil an zahlenden Besuchern und mit 58 Prozent einen ähnlich hohen Eigen- finanzierungsgrad wie die Albertina und das Belvedere.

Eine Anhebung der "Basisabgeltung" (so nennt man die Subvention für die Bundeseinrichtungen) nannte Wipplinger als "Hauptziel" fürs nächste Jahr. Zudem hätte er gerne die Bundeshaftung. Aufgrund dieser Zusicherung sparen sich die Bundesmuseen Versicherungskosten in Millionenhöhe.

Das Leopold Museum plädiert also für eine Gleichstellung mit den Bundesmuseen, "ohne jedoch die damit verbundenen Pflichten", die Naturalrestitution von NS-Raubkunst, übernehmen zu wollen. Dies kritisierte die Israelitische Kultusgemeinde prompt in einer Aussendung. Die IKG fordert erneut die Rückgabe von fünf Schiele-Blättern aus der ehemaligen Sammlung Mayländer. Dass es sich um geraubte Kunst handelt, steht fest. Im Jänner wird die Erbin nach Mayländer 95 Jahre alt: "Wie lange soll sie noch warten?"

Zum Thema Wiedergutmachung äußerte sich Wipplinger bei seiner Pressekonferenz nicht. Er beschränkte sich auf die Darstellung seiner Strategie unter dem Motto "Allianzen bilden, Kollaborateure gewinnen" samt eines Fünf-Punkte-Plans: Er will ein Board of Trustees bilden – mit Post-Generaldirektor Georg Pölzl als Präsidenten, den Verein der Freunde und Förderer ausbauen, mäzenatisches Engagement generieren, ein internationales "Board of Friends and Advisers" gründen und einen interdisziplinären Beirat für "Wien um 1900" konstituieren (u. a. mit Bazon Brock, Monika Faber, Ernst Ploil).

Beim Programm hat Wipplinger immer den Zusammenhang mit der Sammlung bedacht: Von 8. April bis 4. Juli zeigt er die erste umfassende Retrospektive über Wilhelm Lehmbruck in Österreich. Der Zeitgenosse Schieles, der seinem Leben 1919 mit 38 Jahren ein Ende setzte, schuf Plastiken in sich gekehrter, zerbrechlicher Körper.

"Ganz, ganz glücklich"

Parallel und korrespondierend dazu sind die Skulpturen der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere, geboren 1964, zu sehen. Zudem erinnert man sich des Innsbrucker Malers Theodor von Hörmann, der den französischen Impressionismus aufgriff (29. 4.–5. 9.). Und Erwin Melchardt kramte in den Stammeskunst-Schätzen von Rudolf Leopold: "Fremde Götter" läuft ab 23. September. Witwe Elisabeth Leopold klatschte Beifall: "Ich bin ganz, ganz glücklich über den Wipplinger."

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