Die Rolle der Restauratorin
Das Wiederauftauchen des „Salvator Mundi“ ist der Traum jedes Hobbysammlers. In einem dubiosen Auktionshaus in New Orleans wurde es 2005 stark beschädigt angeboten (die Erben eines Möbelhändlers verkauften es) – für schlappe 1.175 Dollar. Circa 1.500 soll es möglicherweise für Ludwig XII. von Frankreich gemalt worden sein. Der Kunsthändler Robert Simon griff auf gut Glück zu und ließ es restaurieren. Darunter: ein Meisterwerk? Als Hinweis auf das erst dem Leonardo-Schüler Luini zugerechneten Werk gilt die rechte Hand. Unter der Farbe liegt eine Zeichnung, ihre Haltung ist anders – als hätte da Vinci um ihre Darstellung gerungen.
Ab da geht es Schlag auf Schlag: Die National Gallery in London lädt Experten ein, einen informellen Blick auf das Bild zu werfen. Genaue Untersuchungen gibt es nicht. Martin Kemp ist dabei entscheidend: Der Brite ist der weltweit wichtigste Da-Vinci-Fachmann. „Das Bild beinhaltete eindeutig eine Präsenz“, sagt er im Film – jetzt gilt der „Salvator Mundi“ als echt. 2011 präsentiert die Gallery es als „männliche Mona Lisa“ – und zieht damit massenhaft Besucher an.
In „The Lost Leonardo“ kommt aber auch erstmals die Restauratorin Dianne Modestini zu Wort. Vier Jahre lang restaurierte sie es, gleich nach dem Tod ihres Mannes. „Die Restaurierung wurde Teil ihrer Trauerarbeit“, so Regisseur Koefoed. „Ihr Ehemann war weltberühmt in diesem Fach; sie sprach mit ihm, während sie restaurierte. In gewisser Weise ist sie die Mutter des Gemäldes.“ Für ihre Arbeit wird sie gefeiert. Und zugleich hart kritisiert: Es sei ein Meisterwerk von ihr – aber nicht von da Vinci.
2013 kauft schließlich der russische Oligarch Dmitry Rybolovlev das Gemälde für 127,5 Millionen Dollar von seinem Kunstberater Yves Bouvier. Doch er fühlt sich übervorteilt: Der Schweizer hatte es am Vortag um bloß 83 Millionen gekauft. Er überzieht ihn mit Klagen wegen Betrugs und Geldwäsche, bis heute läuft der Rechtsstreit, mittlerweile um 38 Gemälde. „Bouvier fürchtet um sein Leben“, weiß Koefoed, „er wird bespitzelt und verfolgt.“ 2017 versteigert Christie’s den „Weltenerlöser“ schließlich zum Rekordpreis von 450,3 Millionen Dollar. Mutmaßlicher Käufer: Mohammad bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, der seinem Land so zu einem anderen Image verhelfen möchte. Damit wird das Bild zum Spielball der Politik. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der Louvre verweigern die Authentifizierung, in der großen Da-Vinci-Ausstellung fehlt das Gemälde. Doch es existiert eine geheime Studie des Louvre. Ergebnis: Das Bild sei echt ... Die Wahrheit? Oder vielmehr manipulierter Mythos?
Kommentare