Lehrlingsarbeit soll das sein? Ach, nein

Die ersten Prosatexte des späteren Nobelpreisträgers William Faulkner (1897–1962) bzw. was Arno Schmidt daraus machte.

Ach, Gott, ach, Gott.

Ach, Leute.

Ach, Toskana.

William Faulkner begann mit Gedichten (ehe er Südstaaten-Farmer, Nobelpreisträger und Alkoholiker wurde); und schrieb, 28-jährig, 1925 erste Prosatexte.

Die vielen Achs musste er sich noch abgewöhnen.

Arno Schmidt übersetzte 1960 – als bis zu diesem Zeitpunkt17., der Faulkners Bücher ins Deutsche übertrug.

Und notierte in sein Tagebuch, Faulkner sei ihm unsäglich zuwider. Warum? "Diese kunstvolle=Kunstlosigkeit."

Und schrieb in einem Brief: "Es ist der Punkt, weißt Du, wo ein Lyriker – und nich ma’n guter! – auch mal was ,in Prosa‘ probieren will."

Nämlich "im falschen, verlogenen Ton".

(Danke, dass der Berliner Literaturwissenschaftler Bernd Rauschenbach im Nachwort dieses Wissen mit unsereiner teilt.)

Faulkner war 1925 für sechs Monate in New Orleans, Versuche "in Prosa" erschienen in der Sonntagsbeilage der Times–Picayune und in der Zeitschrift Double Dealer, in der ein Kritiker die regelmäßige Rubrik "Literatur – und weniger" schrieb. Schöner Titel. Sollte man wiederbeleben.

Deuwelnocheins

Die Sammlung heißt "New Orleans", obwohl nichts von der Stadt zu spüren ist. Dass z. B. ein eifersüchtiger Ehemann mit seiner eh bloß strickenden Frau schimpft, kann auch in Linz vorkommen; theoretisch.

Faulkner legte die Basis für spätere Romane, und nur Überhebliche können sagen, es handle sich hier um seine Lehrlingsarbeiten.

Ein Lehrling macht eher, was der Meister vorgibt. William Faulkner probierte sofort einen anderen Ton , auch wenn er nur einen Schuster monologisieren lässt.

Arno Schmidt (1979) passt so großartig zum Amerikaner aus Mississippi, "Deuwelnocheins, sag ich". In dieser hübschen Ausgabe ist sein eigener Text "Piporakemes!" als Bonus abgedruckt: Der Deutsche redet mit sich selbst "in schlechter Aussprache über Willjämm Forkner".

William Faulkner:
New Orleans. Skizzen und
Erzählungen“
Deutsch von
Arno Schmidt. Nachwort Bernd
Rauschenbach.
Suhrkamp.
230 Seiten. 25,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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