Spurensuche im Bild
Die Galerie Eigensinnig hätte sich vielleicht sogar selbst als Motiv für Florian Herzogs Serie "Leerstellen" geeignet: Betreiber Toni Tramezzini hat den Putz von den Wänden geklopft, das Mauerwerk ist zu sehen. Dort ist das natürlich Absicht, in der Fotoserie des Wiener Fotografen, die aktuell in ebendieser Galerie am Wiener St. Ulrichsplatz zu sehen ist, sind solche Spuren Zeichen des Verfalls. Herzog hat leerstehende, verfallende Gebäude nach Spuren ihrer früheren Bewohner abgesucht. Ein zurückgelassener Kinderwagen, ein verlorener Stuhl, für den 36-Jährigen sind das auch "Porträts einer vergangenen Zeit."
Besonders eindrücklich ist ihm das bei einer Aufnahme der ausgebrannten Sofiensäle gelungen. "Auf dem alten Klavier, das da in der Bildmitte zu sehen ist, soll jemand ein eigens komponiertes Requiem gespielt haben", erzählt Herzog bei der Vernissage am Dienstagabend. Dieser Jemand heißt Adrien Tirtiaux. Er komponierte das Stück 2005 auf den letzten funktionierenden Tasten des alten Klaviers. Aber darum geht es Herzog gar nicht. "Ich möchte die Aura dieser Orte einfangen. Die besondere Stimmung." Im Fall der Sofiensäle ist das eine besondere Lichtsituation: Die Säulen der mittlerweile wieder restaurierten Sofiensäle wirken geradezu so, also würden sie direkt in den weißgrauen Himmel übergehen.
Bilder der Ausstellung
Dazu zeigt Herzog Bilder von verlassenen Wohnzimmern, Küchen, Stiegenhäuser, die er seit 2002 gemacht hat. Die Klammer dabei: Die besondere Lichtstimmungen eines jeden einzelnen Raumes.
Mit dem aktuellen Trend des "Urban Exploring", wo "urbane Entdecker" in verlassene Häuser einsteigen, zum Teil einbrechen und ihre (meist nächtlichen) Aktionen auch fotografisch festhalten, um sie anschließend über soziale Medien zu Teilen, kann Herzog jedoch nichts anfangen. "Mir geht es nicht um den Adrenalinkick", sagt der Wiener. "Es geht darum sich in Ruhe auf das Motiv einzulassen."
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