Lebenslinien – von der Herminengasse bis zur Vernichtung

Michaela Melián bei der Einweihung ihres Mahnmals am 19. Oktober
Das Mahnmal für die deportierten Juden der Herminengasse von Michaela Melián in der U2-Station Schottenring.

Die U2-Station Schottenring verbindet unter dem Donaukanal den ersten Bezirk mit der Leopoldstadt, in der bis zur NS-Zeit viele Juden lebten. Die Wiener Linien wollten beim Ausgang Herminengasse an die Deportationen erinnern; ihnen war es aber wichtig, nicht nur eine Gedenktafel anzubringen: In Zusammenarbeit mit Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) wurde die deutsche Künstlerin Michaela Melián bereits vor Längerem beauftragt, sich des Themas anzunehmen. Nun ist ihre "Infografik" fertiggestellt; sie wurde am Donnerstag u. a. von Ulrike Lunacek, die in der Herminengasse wohnt, eingeweiht.

Die Verzögerung hatte einen guten Grund: Melián wollte ihre Arbeit auf Basis von Recherchen realisieren. Die Historikerin Tina Walzer nahm sich daher mit einem Team der Herminengasse an – und gelangte zu einem erschütternden Bild. Statt, wie bisher angenommen, lebten dort nicht 183 verfolgte Personen, sondern 800. Von den 21 Häusern der Herminengasse waren bis 1938 elf in jüdischem Besitz. Neun davon wurden enteignet. In zwei Häusern wurden Sammellager eingerichtet, in weiteren acht Sammelwohnungen.

In Meliáns grafischen Wandbildern steht für jede deportierte Person eine Linie, die von der Herminengasse zu einem KZ oder Vernichtungslager führt.

Lebenslinien – von der Herminengasse bis zur Vernichtung
Lebenslinien: Endpunkt Vernichtung

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