Lanz: "Einmal im Leben etwas Großes machen"
Das gibt es sonst nur bei Hollywoodstars: Die österreichische Journaille wurde Markus Lanz bei seinem Wien-Aufenthalt am Mittwoch rudelweise zugeführt. "Roundtable" nennt sich das auf Insiderisch, oder einfach "Gruppeninterview." Eine kleine Szene, die bezeichnend ist für den großen Trubel, der momentan um den designierten "Wetten, dass..?"-Moderator herrscht: Fünf Printjournalisten stellen ihm Fragen, ein Kamerateam filmt, ein Fotograf fotografiert und diverse Pressesprecher stehen rundherum und überwachen des Tableau.
Totale Verzweiflung
Lanz bringt es – zehn Tage vor seinem ersten Auftritt – irgendwie fertig, trotzdem ruhig zu wirken. Das weiße Hemd hat keinen Schweißfleck, die Frisur und das Lächeln sitzen. "Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie in die erste Sendung?", wird er gefragt. Lanz kontert leichtfüßig. "Wenn ich das wüsste. Ich schwanke so zwischen freudiger Erregung und totaler Verzweiflung." Und schiebt ein Bonmot hinterher, das er auch in deutschen Medien schon verbreitet hat: "Ich gehe davon aus, dass die ersten drei Minuten an diesem 6. Oktober die besten drei Minuten meines Berufslebens werden. Danach geht’s nur noch bergab."
Galgenhumor oder eine ausgeklügelte Strategie, um Luft aus der Sache zu nehmen? Eher Letzteres. In punkto Selbstironie sei Thomas Gottschalk sein Vorbild, sagt Lanz: "Etwas, das man früh von Gottschalk lernen konnte, dass man über sich selber lacht. Ich lache gerne und ich lache auch gerne über mich selbst."
Eine Einstellung, die er noch bitter nötig haben könnte, wie Kritiker vermuten. Die Aufregung rund um die Neuaufstellung von "Wetten, dass..?" nach Thomas Gottschalks Abgang war enorm, Lanz wurde nicht nur mit freundlichen Kommentaren bedacht. Er sei zu fad und farblos, die Fußstapfen von Gottschalk seien zu groß. Für ihn. Ein Vorwurf, mit dem er schon oft konfrontiert wurde – und für den er noch so eine witzig-nonchalante Antwort vorbereitet hat, die er wahrscheinlich nicht zum ersten Mal gibt: Er habe darüber nachgedacht, bei der ersten Sendung barfuß auf die Bühne zu gehen.
Markus Lanz (43) stammt aus Südtirol, studierte in München und machte dann rasch Medienkarriere in Deutschland. Jahrelang als Moderator und Redaktionsleiter bei RTL, seit 2008 beim ZDF. Die letzten Jahre präsentierte er zwei Formate, die sogar seinen Namen trugen: "Markus Lanz" und "Lanz kocht". Keine unkomfortable Position. Dass er "Wetten, dass..?" trotz aller Widrigkeiten übernahm, erklärt Lanz erst scherzhaft ("Es gibt ja diese Theorie, nach einem Atomkrieg überleben nur Kakerlaken und ,Wetten, dass..?’") und singt dann ein Loblied auf das Format: "Ich gehe davon aus, dass diese Sendung nach wie vor einen Zauber hat, der nicht zuletzt auf Kinder wirkt. Mein Sohn geht ja an so was völlig unbelastet heran und sieht mit seinen neun, zehn Jahre zum ersten Mal ,Wetten, dass..?’. Der weiß nichts über Frank Elstner, der weiß nichts von Menschen, die mit Baggern Feuerzeuge angezündet haben und kennt eigentlich nicht einmal Thomas Gottschalk. Und wenn, dann nur aus der Gummibärchen-Werbung."
Sehr, sehr müde
Die Entscheidung, "Wetten, dass..?" zu moderieren sei – Achtung, Scherz?! – "an einem Tage gefallen, an dem ich sehr, sehr müde und nicht mehr geistig zurechnungsfähig war. Ich hab’ dann irgendwann gegen 23 Uhr gesagt: Ich mach’s." Und "ganz im Ernst": "Für mich war immer klar, das wird etwas sein, dass nicht auf mich zukommt. Und dann entwickelten sich plötzlich Dinge anders und ich hab’ irgendwann gedacht, das könnte gehen. Und vielleicht steckt dahinter ja auch der Wunsch, einmal im Leben etwas richtig Großes zu machen. Das kann auch schief gehen. Das muss man wissen. Es ist dann aber auch keine Schande."
-
Bilder
-
Interview
-
Kommentar
-
Hauptartikel
-
Porträt
Kommentare