Wie unabhängig von Zeit und Raum Sartres poetischer Appell gegen den Krieg seine beklemmende Aktualität bewahrt, zeigt das Landestheater Niederösterreich in der Inszenierung von Sláva Daubnerová.
Das liegt vor allem an Lugh Amber Wittigs Bühne. Felsen, Mauerreste, im Hintergrund eine schwarze Ziegelwand. Das Einschussloch gibt den Blick auf ein fernes Feuer frei. Assoziationen zu Bildern von zerstörten Städten aus aktuellen Nachrichten liegen nahe.
Anspielung
Slava Daubnerova lässt ihr Ensemble in hohen Plateauschuhen auftreten. Man könnte darin eine Anspielung an den Kothurn, den Schuh, den Schauspieler im antiken Griechenland getragen haben, sehen. Dem Ensemble in St. Pölten macht es das Spiel auf der Bühne nicht immer leicht.
Die Darstellerinnen bilden mit ihren hellblonden Mähnen, engen Kleidern in rosa und rotem Latex (Kostüme: Cedric Mpaka) einen seltsamen Kontrast zur Bühne. Diese Ausstattung irritiert, ist aber das Imposanteste dieser Produktion. Denn die Inszenierung vermittelt den Eindruck, dass das Ensemble bei der Interpretation der Texte weitgehend auf sich gestellt gewesen sein müsste.
Pathos
Da wird pathetisch deklamiert, mit Intensität geklagt oder mit nüchternem Understatement Resümee gezogen.
Bettina Kerl zeigt Hekuba, die ehemalige Königin Trojas, als Frau, die nichts mehr erschüttern kann. Caroline Baas ist eine verzweifelte Kassandra und muss sich vor laufender Live-Kamera das Gesicht mit Theaterblut beschmieren.
Laura Laufenberg ist eine trotzige Helena, die von Gräueltaten und später auch von den Drohungen ihres Mannes Menelaos (Sven Kaschte) unbeeindruckt bleibt. Julia Kreusch ergänzt als Andromache. Julian Tzschentke als Herold im gold-transparenten Kleid. Viel Applaus.
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