Lambchop in Wien: Songs wie Seifenblasen

Lambchop in Wien: Songs wie Seifenblasen
Kritik: Die Band aus Nashville wurde am Montag im Wiener Konzerthaus von ihren Fans mit Applaus überhäuft.

Lambchop sind eine Band mit über zwölf Mitgliedern, sagen die einen. Lambchop ist Kurt Wagner, der Songschreiber mit der Schildkappe und der unverwechselbaren Brummstimme, sagen die anderen.

Beide haben recht: Beim bejubelten Auftritt der Gruppe im Wiener Konzerthaus am Montag zeigte sich, wie Wagners Stil, sein virtuoser Einsatz von zerdehnten Versen und halb erstickten Tönen, mit jeder Tournee reift und an Aura und Kraft gewinnt. Doch es wurde auch deutlich, wie sehr der Lambchop-Sound von anderen Personen abhängt, die ihn gleich einer Seifenblase zum Schimmern oder zum Platzen bringen können.

Die Bandbesetzung der aktuellen Tournee hinterließ diesbezüglich gemischte Gefühle: Im Konzerthaus tat sich besonders zwischen Wagner, seinem kongenialen Piano-Begleiter Tony Crow und den fünf anderen Musikern eine Kluft auf. Wagners schläfrige Stücke verlangen viel Fingerspitzengefühl, das besonders Luke Schneider (Steel-Gitarre) und Ryan Norris (E-Gitarre, Keyboards) oft abging: Die Musiker schienen mit ihren Instrumenten Wagners Darbietung immer etwas zeitversetzt nachzuspüren, die Band klang dadurch eher verhalten als gefühlvoll. Bei früheren Lambchop-Besuchen in Österreich - die Band aus Nashville hat sich gerade hierzulande eine ihrer stärksten Fangemeinden erspielt - hatte man andere Wagner Mitstreiter wie den Steel-Gitarristen Paul Niehaus oder den Gitarristen William Tyler kennenlernen können: Ihr Beitrag zum Sound der Band ging nun doch merklich ab.

Neue Sängerin

Die Sängerin Cortney Tidwell, die auch am neuen Lambchop-Album "Mr. M" mitwirkt, war als prominentester Neuzugang in der Band dagegen nicht optimal platziert: Musste sie doch mit effektbeladenem Sirenen-Gesang für viele der aufwändigen Arrangements des Albums einstehen. Unter dem Namen KORT betreibt Tidwell, unterstützt von Wagner, ein eigenes Bandprojekt - die Performance, die sie mit den Mitmusikern als Kostprobe und als Vorprogramm zum eigentlichen Lambchop-Konzert bot, klang jedoch eher bemüht: Zu stark war der Kontrast zwischen Tidwells effektheischendem Gesang und Wagners knochentrockener Darbietung. Der Lambchop-Mastermind und sein Pianisten-Kumpel Crow bügelten solche Ungereimtheiten freilich locker aus und steigerten sich gegen Ende zu einem lockeren Zugabenblock mit Plaudereien und einer intensiven Rock-Performance. Die Wiener Fans überhäuften sie dafür mit Applaus.

KURIER-Wertung: **** von *****

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