Flora 717 ist die neue Biene Maja mit tödlichem Sex

Eine Biene sammelt ihr ganzes Leben Nektar – und das ergibt einen Esslöffel Honig
Der englische Thriller über den Überwachungsstaat spielt in einem Bienenstock.

Es ist Schlimmes zu befürchten, wenn eine Biene reden kann und im Bienenstock Pollenkekse gebacken werden für die Regierenden.

Aber die Geschichte von Flora 717 ist eine Ausnahme. Eine schöne, eine schlimme, düstere, die in einen Überwachungsstaat hineinschauen lässt, in dem sich nur die Königin fortpflanzen darf, 1000 Eier am Tag.

Priesterinnen kommandieren alle und im speziellen die Polizei: Sie beißt den alten, müden Arbeiterinnen die Köpfe ab.

In eigenen Salons lassen sich die arroganten Drohnen ("Eure Männlichkeit") den Pelz massieren – aber sie werden dumm schauen.

Nämlich dann, wenn nach dem Sex ihr Penis in den Prinzessinnen stecken bleibt und sie daraufhin in der Luft explodieren.

Das haben wir in den Trickfilmen mit der Maja nie zu sehen bekommen.

Mutige Putzfrau

Ganz unten in der Hierarchie sind die Floras, die "Hygienearbeiterinnen". Sie schaffen die Leichen der übermüdeten, ausgehungerten Sammlerinnen fort und putzen die Waben.

So eine ist Flora 717.

Aber sie ist anders. Sie fragt. Sie will wissen. Aufopfernd zwar für den Schwarm, aber lästig.

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Und: Sie kann lieben!

Flora 717 bewahrt ihren Eigenwillen in einem Land, in dem die ewige Regel lautet: "Arbeiten, Dienen, Gehorchen".

Eine dufte Biene.

Kürzlich zeigte uns eine alte Henne, wie man dem Suppentopf entkommt und einmal noch ein Ei ausbrütet, bevor der Fuchs kommt – wenn’s auch "nur" ein Entenei ist (die koreanische Fabel "Das Huhn, das vom Fliegen träumte" erschien im Verlag Kein & Aber).

Jetzt werden wir auch noch von einer Biene dazu aufgefordert, couragiert zu sein. ’s wird also wirklich Zeit.

Flora 717 legt ein verbotenes Ei. Sie weiß ja selbst nicht, wie denn das möglich war. Jedenfalls wird sie ihre Tochter beschützen. Es herrscht Aufruhr im Stock.

"Die Bienen" ist ein actionreicher Roman, auch wegen der Pestizide und Spinnen und Wespen und einer Maus.

Die Britin Laline Paull, eine studierte Theaterwissenschaftlerin, hat ihn geschrieben. Ihr Debüt als Romanautorin, auf das sie sich nicht allein mithilfe von Züchtern und Biologen vorbereitet hat.

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Sondern stundenlang im Gras bei den Lieblingsbüschen der Bienen lag und ihnen zuschaute.

Da fantasiert man sich in deren Gedanken, und beim Lesen bekommt man diese fremde Welt jetzt sozusagen vorgekaut.

Und man darf sich schon fragen: Zwölf Bienen sammeln ihr ganzes Leben Nektar – für einen einzigen Löffel Honig. Wieso, bitteschön, kostet dann ein Kilo Honig beim Imker nur halb so viel wie ein Kilo Schweinegrammeln im Supermarkt?

KURIER-Wertung:

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