Lachen bis zum Wattestäbchen

Elias Hirschl
Elias Hirschl über den Zivildienst bei betreutem Wohnen – so traurig, so lustig.

Ein Buch zum Narrischwerden, denn man fragt sich, wie es denn werden wird mit einem selbst.

Wird man lachend Waschpulver essen, bis Blasen aus dem Mund steigen? Oder ein Wattestäbchen in einer Lacke entdecken, es aufheben und sich damit die Ohren putzen? Wird man tagelang nichts reden, nur aus dem Fenster starren, und dann eines Tages dem Pfleger verkünden: "Darf ich Ihnen meine neueste Theorie vortragen? Ich bin ein Gott. Ein großer, mächtiger, strahlender sexy Gott."

"Hundert schwarze Nähmaschinen" handelt von einem Zivildiener in einer betreuten Wohngemeinschaft für psychisch Kranke. Drei Monate sehen wir, was er sieht (und mit dem nötigen Respekt beschreibt); und bei seinen Streitereien mit der Freundin ist man ebenfalls dabei: Sie beweisen, dass auch dieser 18-Jährige nicht ganz dicht ist.

Zusammenhänge

Das alles ist traurig, und deshalb ist es lustig. Der Zivildiener bemüht sich, Zusammenhänge zu entdecken zwischen dem Vorleben der "Patienten" und ihren Erkrankungen. Der gemeinsame Besuch einer Aida-Konditorei schreit nach anschließendem Urlaub. Und zwar allein.

Es wird nicht vorrangiges Ziel des 22-jährigen Elias Hirschl gewesen sein, den Lesern Angst vor der Zukunft zu nehmen. Es gelingt ihm sowieso nicht.

Ein schräger Autor ist das. Man hat nicht das Gefühl, dass er lang an seinem Text feilt. Das Geschriebene wirkt jedenfalls spontan.

Hirschl fiel vor zwei Jahren auf, als im Milena Verlag seine Fantasien unter dem Titel "Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt" veröffentlicht wurden.

Das war kein Blödsinn: Zeitreisen werden möglich, und deshalb kann sich beispielsweise H.C. Strache immer wieder selbst begegnen.

Ist das nicht großartig?

Wenn stimmt, dass Spinner gute Erzähler sind, dann ist Hirschl ein ziemlicher Spinner.

Elias Hirschl:
„Hundert schwarze Nähmaschinen“
Verlag Jung
und Jung.
328 Seiten.
24 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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