„La Traviata“: Wenn der Tod entspannt Popcorn futtert

Schrill und schräg: A. Corovic, Ch. Krenz (als Violetta) und R. Rosenthaler in "La Traviata"
Die Geschichte der vom Wege abgekommenen Kurtisane Violetta basiert zwar auf dem Roman „Die Kameliendame“, den Alexandre Dumas der Jüngere aufgrund des Erfolgs auch zu einem Stück umarbeitete. Das Bronski & Grünberg in der Wiener Müllnergasse hielt sich bei seiner wunderbar schrägen Interpretation aber lieber an die tragische Oper, eben „La Traviata“.

Kurtisane in der Küche: Charlotte Krenz
Von Giuseppe Verdi sind bloß ein paar Zitate übrig geblieben: Kaja Dymnicki und Alexander Pschill – verantwortlich für Regie, Text und Bühne – spielen u. a. „My Generation“ von The Who. Und „My Way“. Nein, nicht von Frank Sinatra, sondern in der Punk-Version von Sid Vicious (auch schon 42 Jahre alt!), in der die Zeilen „And now the end is near / And so I face the final curtain“ in höhnisches Gelächter und eine musikalische Antithese übergehen.
Diesem Prinzip folgt auch die speedige Inszenierung: Man vergießt Tränen – aber nur vor Lachen. Und Violetta kann ihren Alfredo zum Schluss beruhigen: Zumindest ihre Lungenkrankheit ist nicht ansteckend.
SM mit Akkuschrauber
Vorwissen braucht man keines: Lässig kommentierend führt Sonja Romei als Flora die Figuren ein. Eben den Zuhälter Gaston (Dominik Kaschke), dessen Cashcow Violetta ( Charlotte Krenz) und deren Kunden Alfred (Adrian Stowasser), der sich am liebsten mit dem Akkuschrauber traktieren lässt.
Schon recht bald bevölkert auch der Tod (Rebecca Rosenthaler) die Szenerie: Er übergibt den schlechten Befund und futtert fortan gemütsruhig Popcorn. Denn das Ende ist ja nur nah. Und so muss erst Alfreds Vater, nein, seine Mutter (Aleksandra Corovic) eine Wahnsinnsnummer hinlegen.
Der besondere Witz ist das winzige Bühnenbild, ein schäbiger Küchenblock. Violetta und die anderen betreten es aber nicht bequem von der Seite: Sie zwängen sich galant durch zwei Löcher in der Wand. Das bietet Möglichkeiten für absurden Slapstick ohne Ende.
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