Raus aus dem Kuschel-Umfeld

Kylie Minogue über Weinkrämpfe, Pharrell Williams und ihr Wien-Konzert.

Springbrunnen – wie bei der letzten Show – wird Kylie Minogue keine mehr mitbringen, wenn sie am 23. Oktober in der Wiener Stadthalle auftritt. Mit ihrem neuen Album "Kiss Me Once" strebt die Australierin eine nüchterne Show an – weniger Pomp, mehr Fokus auf die Songs.

Im KURIER-Interview erzählt die 45-Jährige, warum sie zurzeit nicht nur bei ihren Shows, sondern in allen Bereichen ihres Lebens nach Veränderung strebt.

KURIER: Sie haben Ihr neues Album "Kiss Me Once" genannt. Warum wollen Sie nur einmal geküsst werden?

Kylie Minogue: Irgendwo muss man ja anfangen, oder? Ich liebe diesen Albumtitel, denn es geht dabei um das Unbekannte, das Versprechen der Zukunft, den Reiz des Neuen. Und das deckt sich mit dem, was gerade in meinem Leben läuft. Ich bin jetzt wieder Single und weiß nicht, was als Nächstes kommt. Es braucht nur diesen einen, ersten Kuss, damit sich alles ändert.

Die erste Single "Into The Blue" handelt auch von der Vorfreude auf etwas Neues.

Oft wollen Songwriter, wenn man mit ihnen arbeitet, dass man etwas über sich erzählt, um Ideen zu entwickeln. Offensichtlich war dieses Thema in meinem Leben so präsent, dass es den Weg auf mehrere Songs dieser Platte gefunden hat. Ich habe 2012 nämlich diese große Entscheidung getroffen, mich aus meinem kuscheligen Umfeld zu lösen, um neue Inspiration zu bekommen.

Meinen Sie damit die Trennung von Ihrem Freund?

Nein, die von meinem Manager. Ich habe mit ihm gearbeitet, seit ich 19 war. Wir haben gemeinsam unglaubliche Triumphe erlebt und viele Probleme gemeistert. Aber am Ende hatte ich das Gefühl, dass ich feststecke und Veränderung brauche. Das war eine harte Entscheidung, denn mein Manager war die Konstante in meinem Leben. Ich war nie mit einem Partner 25 Jahre lang zusammen – mit meinem Manager schon!

Sind Sie deshalb in Tränen ausgebrochen, als Sie mit Pharrell Williams im Studio waren, um die neue Single "I Was Gonna Cancel" aufzunehmen?

Ich weiß ehrlich nicht, warum ich da so drauf war. Es war einer dieser Tage, wo man sich nur verkriechen und weinen will. Aber weil die Session gebucht war, habe ich mich zusammengerissen. Die erste Person, die ich im Studio sah, war Pharrell. Er ist so ein umsichtiger Mann und stellte mir die absolut unschuldige Frage: Wie geht es dir? Da bin ich auseinandergefallen – als hätte sich ein Wasserfall geöffnet. Aber er war so süß, hat so einfühlsam mit mir darüber gesprochen – und dann diesen Song geschrieben.

Sie sind Coach bei "The Voice" – sowohl bei der britischen als auch bei der australischen Ausgabe der Show ...

Ja, und das ist schon viel. Aber dass ich "The Voice" mache, hat auch damit zu tun, dass ich Veränderung wollte. Ich habe mich lange geweigert, an so etwas teilzunehmen, weil ich mich dabei nicht wohlgefühlt hätte. Aber jetzt hat sich auch in mir viel geändert. Ich wollte mich neuen Erfahrungen nicht mehr verschließen, nur weil ich zaghaft und unsicher bin.

Lag die Entscheidung für "The Voice" auch daran, dass Sie dabei Coach und keine Jurorin sind?

Es ist tatsächlich sehr befriedigend, wenn ich etwas aus meinem Erfahrungsschatz rausziehe, weitergebe und im selben Moment sehen kann, wie es unseren Teilnehmern hilft, welche Entwicklung sie damit von einer Woche zu nächsten machen können.

Sie haben mit "Jack & Diane" und "Holy Motors" kürzlich zwei Independent-Filme gedreht. Geht Ihnen die Schauspielerei ab?

Es ist für mich sehr schwer zu sagen, was ich mehr liebe. Als ich acht Jahre alt war, war ich besessen von "Grease", wollte singen und tanzen, Olivia Newton John sein. Da habe ich Klavier gelernt – und Flöte und Violine. Dann bin ich zufällig in die Schauspielerei gerutscht und habe schnell auch dafür eine Leidenschaft entwickelt. Hätte ich nicht angefangen, zu singen, wäre ich mit einer Schauspielkarriere sicher sehr zufrieden gewesen. Deshalb gibt es sicher einen Teil in mir, der die Schauspielerei vermisst. Denn als ich auf die Sets dieser beiden Filme kam, war ich zwar wie immer sehr nervös. Aber ich habe mich auf eine eigenartige Weise wie zu Hause gefühlt. Ich hoffe schon, dass ich in Zukunft mehr schauspielen kann.

Sie arbeiten schon an der Show für "Kiss Me Once". Wie wird die aussehen?

Es wird sicher keine Springbrunnen mehr geben, wie beim letzten Mal. Das hat zwar super ausgesehen und perfekt zum damaligen Thema "Aphrodite" gepasst, war aber für die Praxis einer Tour verrückt. Die neue Show wird reduzierter. Wie genau sie aussehen wird, entwickeln wir gerade erst. Aber im Moment interessiere ich mich sehr für die Ästhetik der 70er-Jahre, was man auch am Cover von "Kiss Me Once" sieht. Das findet sicher auch in der Show seinen Niederschlag.

Am 23. Oktober zeigt Kylie Minogue ihre "Kiss Me Once"-Show in der Wiener Stadthalle. Karten gibt es unter 01/96 0 96 oder www.oeticket.com

"Die Trennung war schon sehr traurig. Aber was soll ich machen? Es ist passiert. Und jetzt kann ich nur weitermachen."

Ein Jahr nach der Trennung von ihrem Freund, dem spanischen Model Andrés Velencoso, will die zierliche Sängerin nach vorne schauen. So, wie sie das immer gemacht hat, wenn wieder einmal eine ihrer Beziehungen in die Brüche gegangen war. Denn seit Minogue als Teenager am Set der australischen TV-Serie "Neighbours" mit Co-Star Jason Donovan zusammenkam, scheint es für die Wahl-Londonerin kein Glück in der Liebe zu geben.

Philosophisch

Weder Donovan, noch INXS-Sänger Michael Hutchence, noch der französische Schauspieler Olivier Martinez konnten ihr den sehnlichen Wunsch nach eigenen Kindern erfüllen. Außerdem erkrankte sie 2005 an Brustkrebs. Mittlerweile ist sie geheilt, sagt, dass sie das Thema Kinder jetzt philosophisch sieht: "Wenn es passiert, wäre das unglaublich. Aber man kann nicht mit dem Finger schnippen und es herzaubern. Und ich bin als Single nicht unglücklich."

Kylie Minogue und ihr Männerproblem

Karriere

Kylie Ann Minogue wurde am 28. 5. 1968 in Melbourne geboren. Mit elf Jahren spielte sie in ihrer ersten Fernsehserie, wurde später als Star der Seifenoper "Neighbours" berühmt. Mit 19 wurde sie von einem englischen Produzententeam entdeckt und hatte mit "I Should Be So Lucky" ihren ersten weltweiten Hit.

Erfolge

Kylie Minogue hat 70 Millionen Platten verkauft. Ende der 90er-Jahre machte sie mit "Confide In Me" ein anspruchsvolleres Album, das aber floppte. Mit dem Hit "Can’t Get You Out Of My Head" gelang ihr 2001 das Comeback.

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