Kurzarbeit ist für die Kunstuniversitäten "kein Thema“
Die Bundestheater und auch die Bundesmuseen haben den Großteil ihrer Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet. Bei anderen Kulturinstitutionen des Bundes will man davon nichts wissen: In der Universität für Musik und darstellende Kunst sowie in den beiden Kunstuniversitäten in Wien (die Bildende und die Angewandte) ist Kurzarbeit „kein Thema“. Obwohl die hauseigenen Veranstaltungssäle beziehungsweise Ausstellungsforen geschlossen sind und es auch keine Vermietungen (etwa des Semperdepots) gibt.
Andrea Danmayr, Pressesprecherin der Universität für angewandte Kunst, sagt: „Wir verfolgen das ehrgeizige Ziel, das Semester durch kreative Lösungen möglichst ohne Nachteile für die Studierenden zum Abschluss zu bringen – dazu wird es alle Kräfte brauchen.“
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ob der aktuellen Situation unterbeschäftigt gewesen wären, hätten sofort und aus sich heraus ihr Betätigungsfeld umgewidmet und sich dem Service gewidmet. „Seit kurzem haben wir eine Bilddatenbank namens ImAGE zur Vereinfachung der bildgestützten Lehre.“ Diese Applikation sei spezifisch für die Anforderungen der Angewandten zusammen mit externen Programmierern konzipiert worden.
"Besondere Herausforderung"
Danmayr gibt ein Beispiel für die „kreativen Lösungen“: „Unsere Abteilung Mode (deren Professoren Lucie und Luke Meier ja in Mailand festsitzen) hat bereits Mitte März die Arbeitsaufträge sowohl für Jahres- als auch für Diplomprojekte so verändert, dass unabhängig von der Verfügbarkeit der Werkstätten abgeschlossen werden kann.“ Da die Maschinen nicht zur Verfügung stehen, werden nicht Kollektionen genäht, sondern nur Einzelstücke. „Die Diplomandinnen und Diplomanden haben die Wahl, ob sie Ende des Sommersemesters im Juni unter geänderten Rahmenbedingungen abschließen oder ihr Diplom in den Herbst verschieben, um eine Kollektion zu Ende produzieren zu können (so das dann möglich ist, hoffentlich).“
Die Angewandte werde jedenfalls alle Studierenden in die Lage versetzen, das Semester bzw. das Studium abzuschließen. Auch für die künstlerischen Fächer soll ein Abschluss ohne Präsenzunterricht möglich sein, obwohl, wie Danmayr eingesteht, „das eine besondere Herausforderung ist, wenn Werkstätten und Ateliers an der Universität nicht genutzt werden können“.
"Kein Grund zur Sorge"
An der Akademie der bildenden Künste hingegen scheint man die Situation im Griff zu haben. Pressesprecherin Claudia Kaiser sagt: „Der laufende Lehrbetrieb ist auf Remote Learning und virtuelle Lehrformen umgestellt worden und läuft weiter!“
Ausnahmslos alle Lehrenden sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „arbeiten von zuhause aus und sind während der regulären Dienstzeiten telefonisch und per Email erreichbar“, so Claudia Kaiser. „Der Unterricht sowie Meetings und Besprechungen finden via Zoom und in anderen digitalen Formen statt. Somit besteht für die Belegschaft kein Grund zur Sorge um ihren Arbeitsplatz.“
Man konzentriere sich nun vermehrt auf konzeptionelle Fragestellungen, „was in dieser Form ohnehin der gängigen Praxis in der zeitgenössischen Kunst“ entspräche. Auch die künstlerische Produktion der Studierenden gehe weiter. Aus allen Bereichen und Instituten hätte man, behauptet Kaiser, positive Rückmeldungen zum virtuellen Lehrbetrieb. Die Frage, wie man konkret mit den Werkstätten und den Ateliers, zum Beispiel jene der Bildhauer, umgeht, blieb unbeantwortet.
Ratlos dürfte man lediglich sein, was die Zulassungsprüfung für die bildende Kunst anlangt: Sie wurde, so Claudia Kaiser, „auf unbestimmte Zeit verschoben“, werde aber stattfinden. „Ob digital oder in anderer Form, darüber beraten wir intern noch.“
In der Angewandten ist man einen Schritt weiter: Die Interviews zu den Aufnahmeprüfungen fanden bereits im Februar statt. Andrea Danmayr: „Das ging sich also noch rechtzeitig aus!“
"In Bereitschaftsdienst"
Auch an der Musikuniversität inklusive Reinhardt-Seminar bleiben alle Mitarbeiter angestellt; die Elektriker, Bühnenarbeiter und so weiter wurden, wie Rektorin Ulrike Sych erklärt, „in Bereitschaftsdienst“ geschickt. Dennoch gibt es zumindest an dieser Uni Einsparungen: Alle Aufträge an Fremdfirmen (darunter der Putzdienst) wurden storniert.
Und auch Sych betont, dass man beim Distanz-Unterricht „sehr kreativ“ sei. Zudem will man freie Kapazitäten zum Wohle der Allgemeinheit nutzen – zum Beispiel im Bereich der Musiktherapie. Bereits in den nächsten Tagen will die Rektorin das vielversprechende Projekt, konzipiert gegen die Vereinsamung in der Isolation, vorstellen.
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