Kurt Kahl: Er war ein Unbestechlicher
Sein Zugang zur Theaterkritik war, mit keinem Bühnenkünstler befreundet zu sein. Keine Premierenfeiern zu besuchen. Kurt Kahl war ein Unbestechlicher in seinem Metier und ein liebenswerter Kollege. Am 28. Juni ist der Journalist und Buchautor im 84. Lebensjahr verstorben.
Kahl nahm bereits als Gymnasiast regen Anteil am Wiener Theaterleben, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik und verfasste eine Dissertation über Ferdinand Raimund.
Er arbeitete zunächst als Feuilletonredakteur bei der Arbeiter-Zeitung und von 1967 bis in die 90er-Jahre beim KURIER, wo er Beilagenchef war – und innovativ als Literatur- und Buchkritiker. Er leitete den Feuilletonteil der Zeitschrift Heute und war der erste Österreich-Korrespondent der Fachzeitschrift Theater heute. 1978 und 1979 war Kahl ein Juror des Ingeborg-Bachmann-Preises. Neben seiner Arbeit als Ressortleiter im KURIER schrieb er die erste Horváth-Biografie (1966), Biografien von Raimund und Nestroy, die Studie "Die Wiener und ihr Burgtheater" und "Premierenfieber" (1996) über die Höhepunkte des Wiener Sprechtheaters nach 1945, die der Doyen der österreichischen Kritik – selbst von Premierenfieber heimgesucht – erlebt und erlitten hatte. Für ihn war der Kritiker "ein Liebender, dankbar für jeden bewegenden Auftritt, für jeden gelungenen Satz".
Kommentare