Erinnerung an den Großmeister des Swing-Pianos

Erinnerung an den Großmeister des Swing-Pianos
Ex-ORF-Intendant und Jazz-Kenner Johannes Kunz hat ein Buch über Oscar Peterson geschrieben.

„Ich habe ihn sehr gern gehabt, auch menschlich“, erinnert sich Johannes Kunz im KURIER-Gespräch an einen Freund: Oscar Peterson (1925–2007). Nach Biografien u. a. von Ella Fitzgerald und Frank Sinatra schrieb der Publizist, ehemalige ORF-Informationsintendant und Konzertveranstalter das Porträt der kanadischen Pianistenlegende, die am 15. August 2025 ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Was hat ihn fasziniert an dem Musiker, der als einer der größten Künstler seines Genres gilt? „Seine Persönlichkeit“, so Kunz. „Er war warmherzig, gebildet und hatte viel Humor. Er konnte swingen wie kein Zweiter, war in seiner Jugend unglaublich ehrgeizig und ein Allroundgenie.“

Die Weltkarriere des Sohnes von Einwanderern aus der Karibik, der durch Teddy Wilson und Benny Goodman den Swing lieben gelernt hatte, begann mit einer profunden klassischen Musikausbildung, und er wurde zum weit über die Jazzwelt hinaus bekannten Improvisationstalent. Nat King Cole war sein großes Vorbild.

Ein Glücksfall war seine Begegnung mit dem Jazz-Impresario Norman Granz, der fast alle Jazzgrößen der Zeit bei seinem Label „Verve Records“ unter Vertrag hatte. Granz war auf einer Reise nach Montreal Ende der 40er-Jahre schon auf dem Weg zum Flughafen, als er im Taxi eine Live-Übertragung aus einem Club im Radio hörte und den Chauffeur spontan dorthin umdirigierte, wo Peterson spielte.

Granz holte ihn nach New York in die Carnegie Hall, der Beginn einer Weltkarriere. Zu Österreich hatte Peterson eine besondere Beziehung: Hier wurde sein geliebter Bösendorfer-Flügel hergestellt. Hier ging sein umjubeltes Comeback nach einem Schlaganfall beim Jazz Fest Wien in der Staatsoper im Juli 1994 über die Bühne. Kunz: „Sein Spiel war anders, einfühlsamer und reifer geworden. Er hatte sich mit 70 Jahren als Pianist quasi neu erfunden.“

Kunz war auch Ohrenzeuge, als Friedrich Gulda schon Jahre vorher tief beeindruckt als Besucher eines Konzerts des Virtuosen zu seiner Begleiterin sagte: „Ab morgen nehme ich Klavierstunden.“ Und nicht mehr realisierte gemeinsame Auftritte kommentierte Rudolf Buchbinder charmant: „Er spielte besser Mozart als ich Jazz.“

Erinnerung an den Großmeister des Swing-Pianos

Johannes Kunz: „Oscar Peterson“, Böhlau, 211 Seiten, 35 Euro

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