Kunsthandel bestärkt Wunsch nach MWSt-Senkung: "Drohen Anschluss zu verlieren"

Der internationale Kunstmarkt hat schon rosigere Zeiten gesehen - und Österreich droht in dem Gefüge weiter zurückzufallen. Das fürchtet jedenfalls der Verband österreichischer Galerien, der in einer Aussendung am Freitag die Bundesregierung zum Handeln aufforderte: Es gelte, das Ziel einer Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes auf Kunstverkäufe in die Tat umzusetzen, so der Tenor.
"Während sich Länder wie Frankreich (5,5 %) und Deutschland (seit kurzem 7 %) gezielt mit reduzierten Mehrwertsteuersätzen im Kunstbereich neu positionieren, bleibt Österreich mit einem vollen Satz von 13 % zunehmend zurück", heißt es in der Aussendung. "Besonders drastisch ist die jüngste Entscheidung Italiens: Die dortige Mehrwertsteuer auf Kunst wurde von 22 % auf 5 % gesenkt – ein gravierender Schritt, der unmittelbare Auswirkungen auf den eng verflochtenen österreichisch-italienischen Kunsthandel hat."
Die italienische Entscheidung war am vergangenen Montag verkündet worden - sie kam erst nach langen Lobbyingbemühungen der italienischen Kunsthändler zustande, die lange darüber geklagt hatten, dass der dortige Mehrwertsteuersatz mit 22 % der höchste Europas sei. Für Österreichs Kunsthandel ist der italienische Markt tatsächlich wichtig, nicht nur wegen potenter Käufer, sondern auch als Quelle für das Angebot von alter und zeitgenössischer Kunst. Das Dorotheum unterhält zur Akquise von Kunstschätzen zwei Filialen in Mailand und Rom. Kürzlich gab auch der Galerist Thaddaeus Ropac, der von Salzburg ausgehend ein weltumspannendes Galerie-Unternehmen aufgebaut hatte, die Eröffnung einer Mailänder Dependance bekannt.
Sehnsuchtsort Italien
„Die wirtschaftlichen Folgen sind absehbar: Verkäufe an italienische Sammler*innen werden künftig direkt nach Italien fakturiert, mit 5 % Mehrwertsteuer, die nicht mehr in Österreich, sondern über das EU-weite OSS-Verfahren abgeführt wird", warnt der Vorstand des Galerienverbands in seiner Aussendung. "Das bedeutet nicht nur Umsatzverluste für österreichische Galerien und Einkommensverluste für die von ihnen vertretenen Künstler*innen, sondern auch Mindereinnahmen für den Staat – und einen kulturellen Aderlass."
Die vom Verband geforderte Herabsenkung des MWSt-Satzes auf ein "konkurrenzfähiges Niveau" ist an sich auch im Programm der aktuellen Regierung verankert. Kulturminister Andreas Babler hatte diesem Ansinnen im Gespräch mit dem KURIER und anderen Journalisten zuletzt aber eine Absage erteilt: „Ist die ersten zwei Jahre wegen der Budgetsanierung kein Thema, ehrlich gesagt“, lautete sein Kommentar.
Allheilmittel Absetzbarkeit?
Die Opposition hat indes auch gefordert, das Kultursponsoring - in dem es zuletzt, etwa durch die Aufgabe des Bank Austria Kunstforums - ebenfalls Rückschläge gab, durch steuerliche Absetzbarkeit attraktiver zu machen. Hinter einem von FP-Mandatar Wendelin Mölzer eingebrachten Entschließungsantrag steht allerdings der Wunsch nach einer grundlegenden Neuaufstellung der Kulturförderung, die staatliche Kunstengagement insgesamt zurückdrängen möchte. Privates Sponsoring könnte das staatliche Kulturengagement in Österreich allerdings keinesfalls auch nur annähernd kompensieren.
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